Wiener Blut

Operette Eine der fröhlichsten und beschwingtesten Strauss-Operetten erfreut durch ihren Reichtum an herzhafter, zündender Musik!

Der lockere Lebemann Graf Balduin Zedlau hat Schwierigkeiten, seine zahlreichen amourösen Affären zu organisieren. In Abwesenheit seiner Frau Gabriele hat er seine Landvilla bei Wien seiner Geliebten, der Tänzerin Franziska Cagliari, eingerichtet, was ihn nicht daran hindert, mit der Probiermamsell Pepi anzubandeln. Als auf einem Ball alle drei Herzensdamen gleichzeitig erscheinen, wird die Lage für den Grafen äußerst prekär. Beim Heurigen in Hietzing lösen sich die Verwicklungen.

Und was war schuld an aller Verwirrung? Das Wiener Blut!

„Draußt in Hietzing gibt’s a Remasuri“ und natürlich der Walzer „Wiener Blut, eigner Saft, voller Kraft, voller Glut“ sind nur einige der bekanntesten Melodien dieses Meisterwerkes.

Eine der fröhlichsten und beschwingtesten Strauss-Operetten ging in der Sommerarena über die Bühne: Wiener Blut bezaubert mit einem Reichtum an herzhafter, zündender Musik und einer augenzwinkernden Geschichte – ein Plädoyer für die freie Liebe und den legendären „Wiener Schmäh“, dem sich letzten Endes niemand entziehen kann, auch ein überkorrekter sächsischer Premierminister nicht.

Eine offene Beziehung in Zeiten des Biedermeier

Die Handlung des Stücks ist fast wie eine perpetuierte Einladung zum Seitensprung. Die Gräfin Zedlau etwa ist eine waschechte Österreicherin, die sich am Anfang absolut nicht mit ihrem Mann versteht und deshalb sogar zurück zu ihren Eltern zieht. Sie ist eine kecke und flotte Person, ihr Mann ist ihr viel zu langweilig. Erst als er zum Don Juan mutiert und ein Techtelmechtel nachdem anderen hat, wird er auch für seine Frau wieder interessant. Die Gräfin ist, wie sich im Verlauf des Stückes zeigt, eine Verfechterin der freien Liebe und einer offenen Beziehung.

Das Stück wurde 1899 nach Johann Strauss Tod aus der Taufe gehoben. Das in der Operette propagierte Lotterleben war sowohl Anfang als auch Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabubruch, zeichnet also für beide Epochen ein spannendes Sittenbild. Aber am Ende finden wieder alle zusammen und Josef (Beppo Binder) verzeiht Pepi (Verena Barth-Jurca).

In der Regie von Hausherr Michael Lakner spielten die Publikumslieblinge Clemens Kerschbaumer, Sieglinde Feldhofer, Franz Frickel, Verena Barth-Jurca, Nicole Lubinger und Beppo Binder. Andy Lee Lang, „Botschafter des Rock’n Roll“, hat als Karussellbesitzer Kagler sein Debüt an der Bühne Baden gegeben und dabei auch sein virtuoses Können als Pianist unter Beweis gestellt. Die musikalische Leitung lag in den bewährten Händen von Michael Zehetner.

Eine sehr gute Leistung des Ensemble, des Ballettes und des Orchesters der Bühne Baden welche mit frenetischem Applaus goutiert wurde. Besonders gefallen hat mir Verena Barth-Jurca, die als Probiermamsell Pepi Pleininger wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 1. 9. 2024

Monty Python´s Spamalot

Buch und Liedtexte von Eric Idle; Musik von John du Prez & Eric Idle. Ein neues Musical, entstanden durch liebevolles Fleddern des Monty Python Films

Ein neues Musical, entstanden durch liebevolles Fleddern des Monty Python Films „Die Ritter der Kokosnuss“. Nach dem Originaldrehbuch von Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin. Deutsch von Daniel Große Boymann.
Badener Erstaufführung

Das satirische Musical basiert auf dem Spielfilm DIE RITTER DER KOKOSNUSS. Es folgt sehr frei der Legende um König Arthur und den Rittern der Tafelrunde auf ihrer Suche nach dem Heiligen Gral. Die charakterlich sehr unterschiedlichen Ritter werden vom schwermütigen König Artus/Arthur und der mit ihm verbündeten, divenhaften Fee vom See mit bizarren Methoden angeworben und ziehen durch England, wo sie allerlei Abenteuer bestehen müssen. Dabei wird auf schräge, skurrile und absurde Weise auch das seichte Broadway-Business ironisiert.

Der englischen Komikergruppe Monty Python ist mit ihrem Werk SPAMALOT, das 2005 am Broadway uraufgeführt wurde, ein grandioser Publikumshit gelungen.

Musicalsuperstar Uwe Kröger galoppiert als verlorener König Artus auf Kokosnüssen durch die Provinz. Ihm zur Seite stehen mit Reinwald Kranner, Artur Ortens, Drew Sarich und Martin Berger vier verhaltensauffällige Ritter der Tafelrunde. Ann Mandrella wundert sich als „Fee aus dem See“ über die hirnlosen Texte ihrer zu spärlichen Gesangsnummern, und Niklas Doddo galoppiert schwer bepackt als treuer Patsy hinter seinem traurigen Chef her. In gleich acht Rollen ist Boris Pfeifer zu sehen: Er tanzt als noch-nicht-toter-fred auf dem Leichenwagen, unterstützt als Denis Galahads Mutter die revolutionären Anwandlungen des verlorenen Sohnes und treibt als französischer Spötter die Ritter in den Wahnsinn.

Viel Liebe zum Detail
Werner Sobotka, selbst Fan der ersten Stunde der britischen Kult-Komikertruppe, hat das satirische Musical mit viel Liebe zum absurden Detail inszeniert.
Die Ausstattung der bunten Truppe stammt von Christian Floeren, die Choreografie von Ramesh Nair. Für die musikalische Leitung zeichnet Victor Petrov verantwortlich.

Eine großartige Leistung des gesamten Ensemble, der Bühnentechnik, der Beleuchtung und Kostümwerkstätte die von den Premierenbesuchern mit Standing Ovation honoriert wurde.

Musikalische Leitung: Victor Petrov; Inszenierung: Werner Sobotka; Ausstattung: Christian Floeren; Choreografie: Ramesh Nair

König Artus: Uwe Kröger; Sir Robin: Martin Berger; Die Fee aus dem See / Guinevere: Ann Mandrella; Sir Lancelot: Reinwald Kranner; Patsy / Bürgermeister / Wache 2: Niklas Doddo; Dennis / Sir Galahad / Prinz Herberts Vater / der schwarze Ritter: Drew Sarich; Sir Bedevere / Dennis Galahads Mutter: Artur Ortens; Historiker / der-noch-nicht-tote-Fred / französische Wache / fahrender Sänger / Prinz Herbert: Boris Pfeifer

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 25. 8. 2024

Die Csárdásfürstin

Operette in drei Akten von Leo Stein und Bela Jenbach Musik von Emmerich Kálmán

Fürst Edwin Ronald Lippert-Weylersheim gibt der von allen Seiten umworbenen jüdischen Varieté-Diva Sylva Varescu, Star des Budapester Orpheums, ein Eheversprechen, obwohl er aufgrund fürstlicher Familienpolitik und aus Standesgründen die Wiener Komtesse Stasi heiraten soll. Als die Verlobungsanzeige mit dieser Komtesse versehentlich vorzeitig bekannt gegeben wird, kommt es zum Eklat: Sylva fühlt sich getäuscht und reist nach Amerika ab. Wochen später bei Edwins Verlobungsfeier erscheint Sylva am Arm des Grafen Boni, den sie als ihren Gatten ausgibt. Es kommt zum öffentlichen Skandal, doch letzten Endes finden die wahren Liebenden zusammen…

DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN ist Kálmáns populärstes Stück und wurde mehrfach verfilmt. Der erstaunliche Reichtum zündender Melodien, packende dramatische Akzente sowie mitreißender rhythmischer Elan gepaart mit Elementen ungarischer Volksmusik machen den großen Charme dieses Werkes aus. Zu den wichtigsten Musiknummern zählen der Walzer „Machen wir’s den Schwalben nach“, „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, „Tanzen möcht' ich“ u.v.m.

Erfolgsregisseurin Ruth Brauer-Kvam inszenierte den Operetten-Klassiker mit viel Liebe zum Detail, einer riesigen Portion Augenzwinkern und nicht zuletzt als Feuerwerk des jüdischen Humors.

Alma Sadé schlüpft in die Rolle der umworbenen Diva Sylva Varescu, ihr zur Seite steht Iurie Ciobanu als zwischen Liebe und standesgemäßen Verpflichtungen hin- und hergerissener Fürstensohn. Ricardo Frenzel Baudisch und Anna Overbeck geben als Graf Boni und Komtesse Stasi ein herzerwärmendes Buffo-Paar und errichten der „Liebe, der dummen Liebe“ ein musikalisches Denkmal. Tania Golden führt als Feri Bacsi durch die Handlung dieser humorvollen Verwechslungskomödie. In weiteren Rollen sind die Publikumslieblinge Verena Scheitz, Oliver Baier und Florian Stohr zu sehen.

Monika Rovan (Bühne) und Ursula Gaisböck (Kostüme) lassen das Publikum ins Budapest der 1930er Jahre eintauchen. Für die musikalische Leitung zeichnet Christoph Huber verantwortlich, der in der Kategorie „Beste musikalische Leitung – Nachwuchs“ für den Österreichischen Musiktheaterpreis 2024 nominiert wurde.

Leopold Maria, Fürst von und zu Lippert-Weylersheim: Oliver Baier; Anhilte, seine Frau: Verena Scheitz; Edwin Ronald, beider Sohn: Iurie Ciobanu; Komtesse Stasi, Nichte des Fürsten: Anna Overbeck; Graf Boni Kancsianu: Ricardo Frenzel Baudisch; Sylva Varescu: Alma Sadé; Eugen von Rohnsdorff, Oberleutnant i.d.R.: Florian Stohr; Feri von Kerekes, genannt Feri Bacsi: Tania Golden

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 23. 8. 2024

My Fair Lady

Nach Bernard Shaws „Pygmalion“ und dem Film von Gabriel Pascal.

Buch von Alan Jay Lerner; Musik von Frederick Loewe; Deutsch von Robert Gilbert.

Der Sprachwissenschaftler Higgins geht mit seinem Fachkollegen Oberst Pickering eine Wette ein, dass er ein einfaches Blumenmädchen innerhalb von einigen Monaten zu einer feinen Dame der Gesellschaft machen kann und ihren ordinären Dialekt beseitigt. Der eingefleischte Junggeselle, der eigentlich keine Frau an sich heranlassen will, unterliegt nach und nach dem unwiderstehlichen Charme dieser Eliza Doolittle, die im Verlauf der Handlung immer mehr ihre Frau steht und sich nicht mehr herumkommandieren lässt.

MY FAIR LADY ist mit Sicherheit der Inbegriff des klassischen Musicals und eines der meistgespielten Stücke aller Zeiten.

Das Musical beruht auf dem Schauspiel PYGMALION des irischen Literaturnobelpreisträgers Bernard Shaw. Frederick Loewe hat für dieses Musical unsterbliche Melodien wie „Wart’s nur ab!“, „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“, „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“, „Es grünt so grün“, „Weil ich weiß, in der Straße wohnst du“ und „Hei! Heute Morgen mach’ ich Hochzeit!“ geschaffen.

Legendär geworden ist die mit 8 Oscars ausgezeichnete Verfilmung mit Audrey Hepburn als Eliza Doolittle und Rex Harrison als Professor Higgins.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Michael Lakner; Ausstattung: Alexia Redl; Choreografie: Anna Vita

Eliza Doolittle: Patrizia Unger; Henry Higgins, Sprachwissenschaftler: Oliver Baier; Colonel Pickering: Christoph Wagner-Trenkwitz / Gerhard Balluch; Alfred P. Doolittle, ein Müllkutscher: Andreas Steppan; Mrs. Higgins: Chris Lohner; Freddy Eynsford-Hill: Ricardo Frenzel Baudisch; Mrs. Pearce: Sylvia Rieser

Die Premieren Gäste – unter ihnen viele Prominente wie Maya Hakvoort, Ramesh Nair, Samy Molcho, Herbert Steinböck und viele mehr – waren von der Inszenierung von Michael Lakner hellauf begeistert.

 Die Handlung rund um den eingefleischten Junggesellen aus reichem Hause und die junge Frau aus schwierigen Verhältnissen, die von einem besseren Leben träumt, hat Lakner in die Jetztzeit und nicht nur nach Österreich, sondern sogar in die Kurstadt geholt: „Wir haben hier alle Schauplätze, die wir brauchen, vom Trabrennplatz über das Casino bis hin zum Grünen Markt, wir haben den Ball Royale und das Rosenfest.“ Auch bei Sprache und Dialekten setzt der Regisseur auf Lokalkolorit.

So spricht Eliza nicht Cockney, sondern stoasteirisch, weil ihre Mutter aus der Steiermark stammt. Aber auch die Wiener Dialekte sind Thema: da kann man in Österreich ja hervorragend aus dem vollen schöpfen.

Michael Zehetner am Dirigentenpult peitschte das Orchester der Bühne Baden zur Höchstleistung. Anna Vita setzte mit Ihrer Choreografie das Ballett ebenfalls in rechte Licht. Das Bühnenbild vermittelte einen wunderbaren Einblick in die Stadt Baden.

Nun zum Ensemble: Einfach eine großartige Leistung aller. Hervorzuheben sind: Patrizia Unger spielte und sang die Eliza wunderbar. Andreas Steppan – ihr Vater – souverän wie immer. Sylvia Rieser als Haushälterin von Higgins zeigte, was man aus dieser Rolle alles herausholen kann. Und dann Oliver Baier der die anspruchsvolle Rolle des Sprachwissenschaftlers wunderbar auf die Bühne brachte. Nach der Aufführung sagte er mir „ich bin jetzt zwar fix und fertig, aber unsäglich glücklich, dass mir alles so gut gelungen ist“.

Stadttheater Baden: da capo 6., 12. und 13. Juni 2024

Titanic

The Musical: Story und Buch von Peter Stone; Musik und Liedtexte von Maury Yeston; Deutsch von Wolfgang Adenberg. Badener Erstaufführung

Maury Yestons Musical aus dem Jahr 1997 heimste bei der Uraufführung stolze 5 Tonys ein und zeichnet die bewegenden Schicksale der Menschen an Bord des Unglücks-Passagierschiffs behutsam und detailgetreu nach. Unter den vielen Protagonisten finden sich viele historische Figuren wie Kapitän E. J. Smith, Schiffseigner Bruce Ismay, Konstrukteur Thomas Andrews, Heizer Frederick Barrett, Funker Harold Bride und die Erstklassenpassagiere Isidor Straus, J. J. Astor und Benjamin Guggenheim.

Musikalische Leitung: Victor Petrov; Inszenierung und Choreografie: Leonard Prinsloo; Bühne: Carlos Santos; Kostüme: Natasche Maraval

Kapitän E. J. Smith: Artur Ortens; Thomas Andrews, Konstrukteur und Erbauer: Martin Berger; Bruce Ismay: Reinwald Kranner; Frederick Barrett, Heizer / Guggenheim, Passagier 1. Klasse: Robert David Marx; Harold Bride, Funker/ John Thayer, Passagier 1. Klasse / Passagier 3. Klasse/ Band Leader Wallace Hartley: Sebastian Brummer; Jim Farrell, Passagier 3. Klasse / Steward / Mr. Bell / Latimer, Passagier 1. Klasse: Stefan Bleiberschnig; Kate McGowan, Passagier 3. Klasse / Stewardess / Charlotte Drake; Cordoza: Missy May; Alice Beane, Passagier 2. Klasse / Passagier 3. Klasse: Verena Barth-Jurca; Edgar Beane / Passagier 2. Klasse / Passagier 3. Klasse: Beppo Binder; Isidor Straus, Passagier 1. Klasse: Darius Merstein-MacLeod; Ida Straus, Passagier 1. Klasse / Passagier 3. Klasse: Luzia Nistler; Henry Etches, 1. Klasse Chefsteward: René Rumpold u. v. m.

Eine Tragödie als Musical?Laut Prinsloo ist das Stück musikalisch ein ziemlicher Horror, fast schon ein Oratorium. Unterschiedliche Gruppen müssen gegeneinander singen, es gibt teilweise vier verschiedene Stimmlinien. Aber auch der Parlando-Stil, der sehr melodisch sein kann, ist eine große Herausforderung für die Darstellerinnen und Darsteller. Peter Stone und Maury Yeston hatten es nicht leicht, die Menschen davon zu überzeugen, dass man aus einer Tragödie ein Musical machen kann.

Es gab viel Kritik im Vorfeld. Viele kamen nur zur Uraufführung, um einen Flop zu sehen. Aber: Es floppte nicht! Für den Regisseur sind neben der Musik auch die Figuren zentral. Die Autoren haben lange an der Entscheidung gefeilt, welche der historischen Charaktere sie tatsächlich auch im Stück lassen. Das Ergebnis ist in jeder Hinsicht brillant und auch berührend.

Ein unglaubliches Tempo!Kann eine Geschichte, von der man weiß, wie sie ausgeht, trotzdem spannend sein? Prinsloo ist davon überzeugt: „Die Zusammensetzung ist meisterhaft, es ist ein Geniestück!“ „TITANIC hat ein unglaubliches Tempo. Manchmal fühle ich mich wie ein Verkehrspolizist“ so der Regisseur.

Anfangs hatte er sogar ein bisschen Angst. Er weiß, wovon er spricht: Dieses Musical ist eine Herausforderung, fast 30 Solistinnen und Solisten in jeweils mehreren Rollen, dazu Chor und Ballett, und geradezu kolossale Ansprüche an das Bühnenbild.

 Bühnenbildner Carlos Santos hat die immense Herausforderung angenommen und die „Titanic“ auf die Bühne des Stadttheaters gebracht. Die sage und schreibe 120 Kostüme stammen von Natascha Maraval, die in ihren Entwürfen großen Wert auf historische Details gelegt hat. Für die musikalische Leitung zeichnet Victor Petrov verantwortlich.

Schier nie enden wollendes Standing Ovation bei der Premiere zeugten davon, dass alle Mitwirkenden, einschließlich Chor, Ballett und Orchester eine großartige, mitreißende Vorstellung ablieferten.
Einfach sehenswert!

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 23. 3.2024

Friederike

Singspiel in 3 Akten von Ludwig Herzer und Fritz Löhner; Musik von Franz Lehár

Der junge Student Johann Wolfgang von Goethe verliebt sich im elsässischen Sesenheim in die Pfarrerstocher Friederike. Das kurze intensive Liebesglück inspiriert ihn zu Versen wie „Mädchen, mein Mädchen“ oder „Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n“. Da erreicht ihn aus dem fernen Weimar vom dortigen Hof ein Stellenangebot, an das die Bedingung der Ehelosigkeit geknüpft ist. Also entsagt Friederike ihrer Liebe, denn sie will Goethes Karriere nicht im Wege stehen.

Jahre später macht Goethe zusammen mit Großherzog Karl August noch einmal Station in Sesenheim. Er will dem Fürsten den Schauplatz seiner großen Liebe und den Ort, an dem das Heidenröslein gedichtet wurde, zeigen. Er besucht auch das Pfarrhaus und trifft auf Friederike, die den Trennungsschmerz von damals immer noch nicht überwunden hat.

Die Uraufführung 1928 in Berlin fand in Starbesetzung statt und wurde zum Triumph für Lehár: Richard Tauber als Goethe und Käthe Dorsch als Friederike verhalfen dem Stück zu einem überwältigenden Erfolg, der über vierhundert Mal zu erleben war und zu Aufführungen in ganz Deutschland führte.

Betroffen muss der Dichterkönig erkennen, dass die Geschichte für Friederike nicht ganz so gut ausgegangen ist, wie für ihn. Aber die Lustige Person (Oliver Baier) beruhigt ihn. Das „Heideröslein“ gehört nun der ganzen Welt.

Peter Lund (Regie) gibt zu, dass die letzte Zeile, die Friederike ihrem Goethe an den Kopf wirft, nicht aus dem Originallibretto der Lehárschen Operette stammt. Die hat er sich aus einem anderen Werk des berühmten Dichters aus Weimar ausgeborgt. Aber es schien ihm legitim angesichts der vielen Frauen, die Goethe geliebt, künstlerisch verarbeitet und ausgenutzt, ab nie in sein Leben gelassen hat, und denen er in der Gretchenkomödie ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Ein bisschen hat den alten Herrn Geheimrat wohl doch das schlechte Gewissen geplagt, wie er mit den Frauen seines Lebens umgesprungen ist.

Stimmlich einwandfrei, der in Baden bestens bekannt Clemens Kerschbaumer als Johann Wolfgang Goethe. Gut gefallen hat auch Domenica Radlmaier als Friederike und Theesa Grabner als deren Schwester Salomea. Der Kabarettist Herbert Steinböck hatte gleich vier Rollen zu spielen, die er wunderbar meisterte.

Für die lustige Komponente in dieser emotional eher traurigen Geschichte sorgte in eindrucksvollster Weise Oliver Baier (u.a. „Die lustige Person“) und Jan Walter (Der Dichter).

Musikalische Leitung: Lorenz C. Aichner; Inszenierung: Peter Lund; Bühne: Ulrike Reinhard; Kostüme: Hanna Stejskal; Choreografie: Anna Vita

Lustige Person / Weyland / Herzog August / Seppl: Oliver Baier; Der Direktor / der Pfarrer / Madame Hahn / Hauptmann Knebel: Herbert Steinböck; Der Dichter: Jan Walter; Magdalena Brion / Madame Schöll: Verena Scheitz; Friederike, Tochter des Pfarrers Brion: Domenica Radlmaier; Salomea, ihre Schwester: Theresa Grabner; Johann Wolfgang Goethe: Clemens Kerschbaumer; Jakob Michael Reinhold Lenz: Ricardo Frenzel Baudisch / Beppo Binder.

Sehenswert!

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 15. 3.2024

Die Bohème

Zum 100. Todestag des Komponisten

Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini Text von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa
In deutscher Sprache (Deutsch von Ludwig Hartmann)

Puccinis Oper erzählt die Liebesgeschichte zwischen der einfachen Näherin Mimì und dem bettelarmen Dichter Rudolf vor dem Hintergrund des Milieus der Pariser Künstler*innen und Student*innen. Für Rudolf und seine Freunde, die Bohèmiens Marcel (ein Maler), Schaunard (ein Musiker) und Collin (ein Philosoph) ist das Leben ein Spiel. Mit Selbstironie und Humor verstehen sie es trotz ihres beschränkten Etats in bescheidenen Verhältnissen ein unbeschwertes Leben zu führen. Als die an Tuberkulose erkrankte Mimì in Rudolfs Leben tritt, wird das Leben der vier total auf den Kopf gestellt. Auch Marcels flatterhafter Geliebten Musette wird plötzlich die Endlichkeit des Lebens bewusst.

Mit Rudolfs und Mimìs Arien „Wie eiskalt ist dies Händchen“ und „Man nennt mich jetzt Mimì“ sowie Musettes Walzer „Will ich allein des Abends…“ enthält Puccinis Partitur einige seiner berühmtesten Melodien.

Die Bühne Baden gedenkt mit dieser Aufführung des 100. Todestages des Komponisten.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Michael Lakner; Bühne: Manfred Waba; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Anna Vita

Mimì, eine Näherin: Ivana Zdravkova; Musette: Cornelia Horak; Rudolf, Dichter: Alexandru Badea; Marcel, Maler: Gezim Berisha; Schaunard, Musiker: Thomas Zisterer; Colin, Philosoph: Krzysztof Borysiewicz; Parpignol, ein fahrender Händler / Bernard, der Hausherr: Beppo Binder; Alcindor, Staatsrat: Franz Födinger.
Diesmal auch wieder mit dabei – der Kinderchor  Gumpoldskirchner Spatzen.

Michael Lakner hat die Oper zwar in das heutige Paris versetzt, aber trotz allem sehr klassisch inszeniert. Hier ein paar Gedanken von ihm:
Es ist eine Geschichte, die jederzeit spielen kann, deshalb hat er „seine“ Bohème in deutscher Sprache bewusst im heutigen Paris angesiedelt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Künstlerinnen und Künstler haben es immer noch schwer, ihre Rechnungen zu bezahlen, viele von Ihnen leben auch im 21. Jahrhundert in einer Wohngemeinschaft, wie das in der Bohème der Fall ist. Dementsprechend gibt es dazu passend moderne Requisiten.
Armut gab es damals wie heute. Besonders im Künstlermilieu ist das Prekariat auch heute noch ein großes Thema.

Das Premierenpublikum war von der Inszenierung, dem wunderbaren Bühnenbild, vom Orchester der Bühne Baden und von den Darstellern hellauf begeistert. Besonders gut gefallen hat mir Ivana Zdravkova, Alexandru Badea und Gezim Berisha.

Unter anderem bei der Premiere gesehen: Kristina Sprenger, Natalia Ushakova, Christian Spatzek, Chris Lohner und, und, und ...

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 1. 3.2024

Odysseus

Familienmusical: Buch von Beppo Binder Musik von Pavel Singer Uraufführung

Der Krieg von Troja ist geschlagen. Dank des listigen Odysseus, König von Ithaka, zum Vorteil der Griechen. Nun geht es nach Hause. Odysseus freut sich auf seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemach. Aber leider zieht er den Zorn des Meeresgottes Poseidon, des Schutzpatrons Trojas, auf sich. Er wird von ihm dazu verdammt, mit seinen Gefährten ziellos über die Meere zu irren und zahllose Abenteuer und Prüfungen zu bestehen.

Sein Weg zurück nach Ithaka ist gesäumt mit sagenhaften Gestalten – furchterregend, gefährlich oder verführerisch. Sogar in die Unterwelt muss Odysseus hinabsteigen…

Zum Glück begleiten ihn auf seine Reisen Odefteros Ego, sein zweites Ich, und eine gewitzte Schiffsmaus mit Namen Pontiki. Sie stehen ihm hilfreich zur Seite, wenn er nicht mehr weiterweiß und sein Mut ihn verlässt ...
Wird er die Heimat, Penelope und Telemach wiedersehen?

Beppo Binder und Pavel Singer haben mit ODYSSEUS ein neues spannend-witziges Familienmusical geschrieben, das Groß und Klein in seinen Bann zieht.

Musikalische Leitung: Frank Obermair; Inszenierung: Beppo Binder; Ausstattung: Alexia Redl; Choreografie: Sabine Arthold

Odysseus: Gezim Berisha; Penelope: Maria Mucha; Odefteros: Beppo Binder; Pontiki: Christa Ertl; Telemach, Sohn des Odysseus: Philip Guirola Paganini; Antinnoos, 1. Freier: Robert David Marx; Eurymachos, 2. Freier / Poseidon: Michael Weiland; Leocritus, 3. Freier / Teiresias, der blinde Seher: Florian Resetarits; Eurykleia, Amme / Charybdis: Beate Korntner; Circe / Skylla: Loes Cools; Laertes, Vater des Odysseus: Franz Födinger; Der Zyklop Polyphem: Thomas Weissengruber.

Die Premiere am 18. November war ein voller Erfolg

Das gesamte Ensemble hat eine hervorragende Leistung abgeliefert. Besonders erwähnenswert ist Gezim Berisha als Odysseus, Maria Mucha als bezaubernde Penelope und dann Christa Ertl als Schiffsmaus Pontiki. Christa Ertl war vor ihrer Pensionierung persönliche Referentin des künstlerischen Leiter, Michael Lakner und bei vielen Produktionen Abendspielleiterin. Mit „Pontiki“, die nicht nur schlau und mutig ist, bringt Christa Ertl auch eine lustige Note ins Spiel.

Wunderbar auch das Bühnenbild und die Kostüme, sowie das Orchester der Bühne Baden und das Ballett.

Sichern Sie sich noch rasch Karten – gespielt wird noch bis 26. Dezember 9 Mal.  

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 26. 12.2023

Frühjahrsparade

Operette in zwei Teilen von Ernst Marischka und Hugo Wiener (nach einer Idee von Gustav Holm). Gesangstexte von Ernst Marischka, Hugo Wiener, Robert Gilbert, Wilhelm Sterk. Musik von Robert Stolz.

Wiener, Robert Gilbert, Wilhelm Sterk. Musik von Robert Stolz.

Der Deutschmeisterkorporal Willi hat einen Marsch mit dem Titel „Frühjahrsparade“ komponiert. Durch vielerlei Verwicklungen ergeht ein Aufführungsverbot. Der Marsch darf nicht gespielt werden, es sei denn, auf Anordnung des Kaisers…

Der jungen Marika gelingt es mit Hilfe eines kleinen Tricks, den Kaiser umzustimmen, der Marsch wird bei der Frühjahrsparade gespielt und ist der große Erfolg der Veranstaltung.

1963 entstand die Bühnenfassung des bereits dreimal verfilmten Stoffes. Die wohl bekannteste Leinwand-Version des Sujets ist der Film DIE DEUTSCHMEISTER mit Romy Schneider, Magda Schneider, Hans Moser und Paul Hörbiger.

Die Erfolgsschlager des Stückes: „Wien wird schön erst bei Nacht“, „Singend, klingend, ruft uns das Glück“ oder „Im Frühling, im Prater, in Grinzing, in Wien“.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Michael Lakner; Bühne: Erich Uiberlacker; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Anna Vita.

Hansi Gruber, Sängerin: Miriam Portmann; Marika, ihre Nichte: Verena Barth-Jurca; Willi Sedlmaier, Korporal: Ricardo Frenzel Baudisch; Gustl von Laudegg, Oberleutnant: Clemens Kerschbaumer; Therese Hübner, Bäckermeisterin: Kerstin Grotrian; Fritz, Bäckerlehrling: Jonas Peter Zeiler; Hofrat Neuwirth: Oliver Baier; von Laudegg, Oberhofmeister: Roman Frankl; Klothilde von Laudegg, seine Gattin: Gerald Pichowetz; Swoboda, Friseur / Ketterl, Kammerdiener: Beppo Binder; Der Kaiser: Günter Tolar.

Mit der "Frühjahrsparade" verbindet Michael Lakner eine sehr lange Geschichte. Er hat den Fiml "Die Deutschmeister" schon als Jugendlicher geliebt, wusste damals aber nicht, dass der Film die Grundlage für die Operette war.
Die Geschichte ist so herzerwärmend, so schön und sentimental. Es sind Erzählungen aus der sogenannten guten alten Zeit, die die Menschen gerade in Zeiten wie diesen dringend brauchten. Deshalb wird die Geschichte auch ganz historisch, aber mit heutigen Mitteln erzählt. Durch die, extrag für diese Produktion angeschaffte Drehbühne ist es möglich, die Schauplätze schnell zu wechseln.
Abgesehen von der gelungenen Handlung mit dem entzückenden Einfall, dass Marika das Notenpapier ins Salzstangerl einbäckt, gibt es zahlriche hervorragend porträtierte Figuren, die man als Prototypen einer vergangenen Epoche bezeichnen könnte: Vom noblen schüchternen Hofrat bis zur grantigen standesdünkelbehaftete Tante, von der taffen Geschäftsfrau bis zum frechen Berliner Lausbub, vom zerstreuten Militärmusiker zum feschen Deutschmeisterleutnant wimmelt es nur so von Wiener Archetypen.

Wie so oft, wunderbar das Orchester der Bühne Baden und der Chor unter der Leitung von Victor Petrov. Auch das Ballett - vor allem Patricia Brandao Moura - brachte wieder eine Glanzleistung auf die Bühne.
Und das Ensemble? Einfach Spitze! Schauspielerisch und auch gesanglich: Miraim Portmann, Verena Barth-Jurca und Kerstin Grotrian. Aber auch Clemens Kerschbaumer, Ricardo Frenzel Baudisch und nicht zu vergessen Oliver Baier. Beppo Binder sorgte für ganz viel Situationskomik.

Die ganze Operette ist wie eine Posse von Nestroy mit himmlischen Musiknummern.

Das Premierenpublikum gutierte diese einmalige Leistung mit standing ovations.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 27. August 2023

Cabaret

Buch von Joe Masteroff nach dem Stück „Ich bin eine Kamera“ von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood. Gesangstexte von Fred Ebb. Musik von John Kander. Deutsch von Robert Gilbert.

In der reduzierten Orchesterfassung von Chris Walkers Originalproduktion am Broadway unter Leitung von Harold Prince.

Berlin, Anfang der 1930er Jahre: Cliff Bradshaw, ein junger amerikanischer Schriftsteller, reist nach Berlin, um dort einen Roman zu schreiben. Im Kit-Kat-Klub lernt er die Sängerin Sally Bowles kennen. Sie verlieben sich ineinander und könnten so glücklich sein, würde nicht der heraufziehende Nationalsozialismus alle Zukunftshoffnungen zunichtemachen…

„Willkommen! Bienvenue! Welcome!“ – die vom Ragtime und frühen Jazz inspirierte Musik Kanders sowie die durch Masteroff eingefügten revueartigen Nummern im Kit-Kat-Club, die die Handlung einrahmen, bilden eine Reminiszenz an die Musicals der 1920er Jahre. Der Musicalklassiker wurde 1966 am Broadway uraufgeführt. Die Verfilmung von 1972 mit Liza Minelli in der Rolle der Sally Bowles wurde mit acht Oscars prämiert.

Musikalische Leitung: Andjelko Igrec; Inszenierung: Leonard Prinsloo; Bühne: Alexandra Burgstaller; Kostüme: Mareile von Stritzky; Choreografie: Christina Comtesse.

Master of Ceremonies, Conférencier: Drew Sarich; Sally Bowles: Ann Mandrella; Herr Schultz: Artur Ortens; Fräulein Schneider: Maya Hakvoort; Cliff: Alexander Donesch; Fräulein Kost: Iva Schell; Ernst Ludwig: Jan Walter.

Bei „Cabaret“ handelt es sich um ein Konzeptmusical. Das zentrale Thema ist der erstarkende Aufstieg des Nationalsozialismus der Jahre 1930 – 33, vor dessen bedrohlichem Hintergrund sich zwei berührende Liebesgeschichten entwickeln.
Ein autobiografischer Kurzroman – Mr. Norris steigt um – von Christopher Isherwood, der 1935 erschien wird häufig gemeinsam mit dem Roman „Leb wohl Berlin“ genannt. Diese beiden Romane waren die Vorlage für das in den 1960er Jahren entstandene Musical „Cabaret“.

Der Stadt Berlin kommt in dem Stück eine essentielle Bedeutung zu. Die Stadt galt Anfang der 1930er Jahre als das Zentrum der Dekadenz sowie der sexuellen Befreiung. In den Berliner Clubs konnten Männer wie Frauen ihre sexuellen Orientierungen ohne Einschränkung leben.
Es ist das Spiel mit Grenzen, das dieses Musical so besonders macht, das Verwischen zwischen Normen. Die unterschiedlichen Figuren spiegeln das changierende, Grenzüberschreitende wieder. Besonders deutlich wird dies beim Conférencier, eine Art Schattenfigur, die unglaublich spannend ist. Ein Provokateur, ein Intrigant der nie wirklich und doch immer Teil des Stückes ist.
Das Bedrohliche des Nationalsozialismus, die immer enger und brutaler werdende Atmosphäre, zwischenmenschlich und auf den Straßen, machen den Spannungsbogen des Stückes aus…

Das Musical Cabaret ist nicht nur als eine historische Geschichte einzuordnen: Gegenwärtig sind restriktive Tendenzen in Bezug auf Persönlichkeitsrechte des Menschen weltweit vermehrt zu beobachten. Rechtspopulismus hat nichts an Aktualität verloren. Es gilt, die Augenoffen zu halten und dem entgegenzuwirken.

Alexandra Burgstaller hat ein fantastisches Bühnenbild geschaffen, das mit hervorragender Technik einen oftmals raschen Ortswechsel zuließ.
Das Orchester unter der Leitung von Andjelko Igrec und der Chor der Bühne Baden unter Victor Petrov  liefen zu Höchstform auf. Ebenso das von Anna Vita geleitet Ballett mit der wunderbaren Patricia Brandao Moura lieferte eine Leistung ab, die ihresgleichen sucht.

Und die Darsteller? Unbeschreiblich! Eine / Einer besser als der Andere! Jemand hervorzuheben wäre ungerecht. Lediglich Drew Sarich, der den Conférencier extrem lasziv darstellte, erntete am meisten Applaus.

Alles in Allem eine wunderbare Leistung des gesamten Teams. Dies veranlasste auch das Premierenpublikum zu nie enden wollenden Standing Ovation.

Stadttheater Baden:letzte Vorstellung 25. August 2023

Der Graf von Luxemburg

Operette in 3 Akten von A. M. Willner und Robert Bodanzky. Musik von Franz Lehár.

René Graf von Luxemburg, ein verarmter Adeliger, hat sein gesamtes Vermögen verspielt. Da kommt ein zwar unmoralisches, aber umso lukrativeres Angebot gerade recht: Damit Fürst Basil Basilowitsch eine nicht ganz standesgemäße Sängerin namens Angèle Didier heiraten kann, soll René eine Scheinehe mit besagter Dame eingehen, um ihr zum notwendigen Adelstitel zu verhelfen – natürlich gegen ein dementsprechend angemessenes Entgelt und unter der Bedingung, Angèle nie kennenlernen zu dürfen. Gesagt, getan: Die Ehe wird geschlossen, ohne dass Angèle und René sich sehen.

Zu guter Letzt sind es genau die zwei, welche nicht wissen, dass sie miteinander verheiratet sind, die einander durch Zufall persönlich kennen und lieben lernen.

Pariser Flair und Operettenglück: Mit „Bist du’s, lachendes Glück, das jetzt vorüberschwebt?“, „Mädel klein, Mädel fein“ oder „Sie geht links, er geht rechts“, schrieb Lehár – dessen Todestag sich 2023 zum 75. Mal jährt, eine der zündendsten Operetten der goldenen Epoche.

Musikalische Leitung: Marius Burkert; Inszenierung: Thomas Smolej; Bühne: Marcus Ganser; Kostüme: Ágnes Hamvas; Choreografie: Anna Vita.

René Graf von Luxemburg: Iurie Ciobanu; Angèle Didier, Sängerin: Sieglinde Feldhofer; Fürst Basil Basilowitsch: Roman Frankl; Gräfin Stasa Kokozowa: Marika Lichter; Armand Brissard, Maler: Thomas Zisterer; Juliette Vermont: Claudia Goebl; Sergei Mentschikoff, Notar: Beppo Binder.

Obwohl der Operette oft eine einfache Handlung unterstellt wird, hat Thomas Smolej, gerade, was die Tiefe des Hauptpaares betrifft, den Ernst des Themas nicht aus den Augen verloren. Im Gegensatz dazu ist eine flotte, natürliche und witzige Variante entstanden.

Basil Basilowitsch spricht mit einem leichten, nicht zuordenbaren Akzent. Er ist ein Mann von Welt, der mal dort, mal da lebt. „Die Kokozowa“ kommt ebenfalls – anders als im Original – ohne russischen Akzent aus, da sie sich auch weiterentwickelt. Smolej wollte keine sprachlichen Klischees bedienen, bei denen sich der „Witz“ hauptsächlich in der Nachahmung eines Akzentes begründet. Ihm gelang es, eine Fassung zu erstellen, die inhaltliche Wiederholungen, die die Handlung nicht vorantreiben, auszusparen. Das deutliche Skizzieren jeder Figur sowie das Erzählen aller Handlungsstränge sind ihm ein großes Anliegen.

Im Zentrum des wunderschönen, aufgeräumten Bühnenbildes steht Le Chat Noir, der schwarze Kater, in dem Angèle, die Hauptdarstellerin der Bühne Adieu sagt. Nach dem Motto, weniger ist mehr, dreht sich alles um den schwarzen Kater, der immer wieder in Erscheinung tritt.

Kurz gesagt: eine fantastische Produktion von hervorragenden Künstlern mit wunderbaren Stimmen auf die Bühne gebracht. Für besonders lustige Szenen sorgte das Buffo-Pärchen, dargestellt von Claudia Goebl und Thomas Zisterer. Gefalle haben auch das Ballett, der Chor und das Orchester der Bühne Baden.

Das Premierenpublikum bedankte sich mit Standing Ovations.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 20. August 2023

Carmen

Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy. Musik von Georges Bizet. In deutscher Sprache

Die verführerische selbstbewusste Carmen, die in einer Zigarettenfabrik in Sevilla arbeitet, steht im Mittelpunkt dieser leidenschaftlichen Geschichte. Carmen gewinnt den Sergeant Don José für sich, verliert aber nach und nach das Interesse an ihm und wendet sich dem Stierkämpfer Escamillo zu. In der drückenden Hitze Andalusiens spitzt sich das Drama zwischen Carmen und dem ihr hörigen Don José zu: Wenn er sie nicht haben darf, dann keiner! Carmen, die ihre Freiheitsliebe mit dem Tod bezahlt, ist eine der herausragenden Opernfiguren des Musiktheaters: Aufgrund der mitreißenden „spanischen“ Rhythmen und der vielen eingängigen Melodien wie der „Habanera“ oder des Auftrittsliedes Escamillos, zählt CARMEN bis zum heutigen Tag zu den populärsten Opernwerken.

Nach 76 Jahren erlebt diese packende Geschichte ihre Renaissance am Stadttheater, denn zuletzt wurde CARMEN hier 1947 als Gastspiel präsentiert.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Michael Lakner; Bühne: Michael Lakner / Gerhard Nemec; Kostüme: Mareile von Stritzky; Choreografie: Anna Vita
Carmen: Natalia Ushakova; Don José, Sergeant: Vincent Schirrmacher; Zuniga, Leutnant: Gezim Berisha; Moralés, Sergeant / Dancairo, Schmuggler: Thomas Zisterer; Escamillo, Stierkämpfer: Thomas Weinhappel / Steven Scheschareg; Andres, Sergeant / Remendado, Schmuggler: Beppo Binder; Frasquita, Carmens Freundin: Loes Cools; Mercedes, Carmens Freundin: Domenica Radlmaier; Micaëla, Bauernmädchen: Ivana Zdravkova.

Gratulation dem ganzen Team der Bühne Baden, vor, hinter und auf der Bühne. Eine fantastische Premiere mit frenetischem Schlußapplaus erfreute auch die anwesenden Prominente, wie u. a. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Herald Serafin mit Gattin und viele andere.
Ein fantastisches Bühnenbild, ein schwungvolles Orchester, ein ganz starkes Ballett und eine wunderbare Inszenierung. Und natürlich das gesamte Ensemble.
Eine einsame Klasse war Natalia Ushakova un Vincent Shirrmacher. Ivana Zdravkova in der undankbaren Rolle der Micaela glänzte ebenso wie Thomasweinhappel als Stierkämpfer Escamillo.

Nun noch ein paar Gedanken von Michael Lakner zu seiner Inszenierung:
„Wer noch nie in Andalusien war, kennt die Hitze dort nicht. Sie beeinflusst nachhaltig die Mentalität der Bevölkerung“, ist Michael Lakner, Regisseur von CARMEN und künstlerischer Leiter der Bühne Baden, überzeugt. „Ich möchte dem Publikum dieses andalusische Lebensgefühl vermitteln: Auf der einen Seite die hitzebedingte große Lethargie, auf der anderen die Anspannung, die sich in einer enormen sexuellen Aufladung niederschlägt. Und genau in diesem Spannungsfeld spielt CARMEN.“
Showdown in der Mittagshitze
Vier Stereotypen stehen im Mittelpunkt der Handlung: die zügellose und kompromisslose Carmen, Sinnbild für Sinnlichkeit und Leidenschaft, Don José, der brave, aber hoch cholerische Soldat und verzärteltes Muttersöhnchen, komplett unerfahren in Liebesangelegenheiten, Micaëla, die scheue Baskin, ein Fremdkörper in der machistischen Welt der Stierkämpfer - und schließlich Escamillo, der Macho, furchtlos und kühn, ein Schwarm aller Frauen. Für diese vier Hauptcharaktere hat Michael Lakner mit Natalia Ushakova, Vincent Schirrmacher, Ivana Zdravkova und Thomas Weinhappel „ein Typecast wie er im Buche steht“ gefunden.
Bestimmender Rhythmus
„Georges Bizet hat in CARMEN kubanische Rhythmen einfließen lassen – wie man am Beispiel der berühmten ‚Habanera‘ erkennen kann. Hier ist sogar der Titel eine Referenz an Havanna“, erzählt Michael Lakner. „Das beherrschende Element dieser Oper ist der zündende Rhythmus, der sich durch viele Melodien zieht. Aber es gibt auch diese bekannten, eingängigen Melodien, die vollkommen zu Recht zu Ohrwürmern geworden sind.“
Überhaupt hat CARMEN die Konventionen der damaligen Zeit gesprengt: Durch die Wahl der Hauptfiguren - allesamt aus der demi-monde stammend – als auch durch Bizets Einsatz dissonanter Harmonien, die bei ihm die gleiche Bedeutung einnehmen wie die der konsonanten,
hat die Oper für große Aufregung gesorgt.
Und warum hat sich Michael Lakner für die Rezitativfassung der Oper entschieden?
„In letzter Zeit wird immer öfter auf die Dialogversion zurückgegriffen. Ich entscheide mich bewusst dagegen. Für mich hat die Rezitativfassung viel mehr Spannung.“ „Carmen ist eine kompromisslose Nymphomanin, die nur der körperlichen Lust zugewandt ist.
‚Liebe‘ ist für sie nur ein Wort.“

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 31. März 2023

Primavera

Ballettabend in zwei Teilen von Can Arslan und Anna Vita. Dieser Ballettabend ist zwei großen Musikstücken und Lebensthemen gewidmet.

LUNAR
Der Mond, das uralte Symbol des Weiblichen, vermittelt zwischen Geist (Sonne) und Körper (Erde).
Wenn wir ganz werden wollen, müssen wir die Kräfte der männlichen und weiblichen Energien, die im Universum spielen, ins Gleichgewicht bringen und können dann unser Leben gut und weise leben.

LE SACRE DU PRINTEMPS
Im zweiten Teil des Abends erklingt Igor Strawinskys epochale Ballettmusik „Le sacre du printemps“. Dieses Werk gilt aufgrund seiner außergewöhnlichen rhythmischen Klangstrukturen als ein Schlüsselwerk der Musik des 20. Jahrhunderts. Die Uraufführung 1913 ging als einer der größten Theaterskandale in die Geschichte ein.
In Anna Vitas Version geht es um den Wunsch, ewig jung zu bleiben, die Kraft des Frühlings einfangen zu wollen.

LUNAR – Musik: „Nocturnes“ von Claude Debussy Musikalische Leitung: Michael Zehetner, Choreografie: Can Arslan, Orchester und Ballett der Bühne Baden.

LE SACRE DU PRINTEMPS – Musik: „Le sacre du printemps“ von Igor Strawinsky, Choreografie: Anna Vita, Ballett der Bühne Baden

Stadttheater Baden: Premiere: 16. März 2023, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 26. März 2023, 15.00 Uhr

Funny Girl

Musik von Jule Styne, Gesangstexte von Bob Merrill. Buch von Isobel Lennart nach einer Originalvorlage von Miss Lennart. Deutsche Fassung von Heidi Zerning.

Funny Girl ist eine der Aufsteigergeschichten, die die Herzen höherschlagen lässt: Ein „armes hässliches Entchen“ wird ein strahlender Stern am Himmel des Showbusiness.

Isobel Lennart hat den Lebensweg der legendären Broadway-Sängerin Fanny Brice beschrieben, die während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts aus den ärmlichen Verhältnissen der Lower East Side in den Glanz der verschwenderischen Ziegfeld-Revuen aufstieg.

Die Musik schwelgt mit unglaublichem Schwung in der Vaudeville-Vergangenheit, ist temperamentvoll und einfallsreich. Barbra Streisand erhielt einen Oscar für ihre Hauptrolle in der Verfilmung aus dem Jahr 1968, in dem Omar Sharif ihr Filmpartner war.

Eine starke Frau
Die wahre Lebensgeschichte der Sängerin, Komikein, Theater- und Filmschauspielerin Fanny Brice, die 1891 in New York geboren wurde und Star der berühmten Shows und Revuen der Ziegfeld Follies wurde, ist Vorbild für das Broadway-Musical FUNNY GIRL.
Im wahren Leben der Funny Brice, ebenso wie im Musical, hebt man vordem komischen lustigen Mädchen, das seinem Traum vom Erfolg auf den Brettern die "die Welt bedeuten" nachjagt und dabei der Liebe ihres Lebens gegnet, den Hut. Denn diese Karriere in einem Land, das weibliche wie auch männliche Stars als Klischee betrachtet, denen man keinen Erfolg zutraut, solange sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, war tatsächlich einmalig und außergewöhnlich.

Die Ehe mit Nick Arnstein gab es tatsächlich. Er war ein professioneller Spieler. Auf der Bühne wie im Film ist er ein charmanter charismatischer Mann, der angangs der perfekte liebende Partner ist. Im echten Leben war Nick Arnstein wohl auch Betrüger und Dieb und verbrachte viel Zeit hinter Gittern.

Musikalische Leitung: Andjelko Igrec; Inszenierung: Isabella Gregor; Ausstattung: Alexia Redl; Choreografie: Sven Niemeyer

Fanny Brice: Johanna Arrouas; Nick Arnstein: Thomas Weissengruber; Mrs. Brice: Shlomit Butbul; Mrs. Strakosh: Kerstin Grotian; Eddie Ryan: Jens Janke; Florenz Ziegfeld, Jr.: Christoph Wagner-Trenkwitz; Emma, Garderobiere: Cornelia Ertl; Tom Keeney: Beppo Binder; John, Inspizient / div. Gäste u.a.: Michael Duregger; Bühnentechniker / Paul, Oberkellner / Mr. Winston u.a.: Michael Konicek; Heckie, Taxifahrer / Bühnenmeister/ Schaffner / Rinaldi / Snub Taylor: Artur Ortens; Jenny (Ziegfeld-Girl) / Bubbles (Keeney-Girl) u.a.: Marjeta Urch; Polly (Keeney-Girl) / Cathy (Ziegfeld-Girl) u.a.: Ilvy Schultschik.

Mit vollem Einsatz und Herzblut begeistert Johanna Arrouas alss Funny das Publikum. Ebenfalls hervorzuheben Thomas Weissengruber, Shlomit Butbul, Jens Janke und das Ballet und das Orchester der Bühne Baden

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 25. März 2023

Die Fledermaus

Operette von Carl Haffner und Richard Genée. Musik von Johann Strauss Sohn.

Alle gegen einen: Gabriel von Eisenstein hat vor 15 Jahren den mit ihm „befreundeten“ Dr. Falke öffentlich lächerlich gemacht. Aus Rache überbringt Falke Eisenstein eine Einladung der russischen Oligarchin Alexandra Orlofskaya zu einem feudalen Fest ins Casino.

Eigentlich sollte Eisenstein zeitgleich eine Arreststrafe absitzen.

Teil von Falkes Intrige ist, dass nach und nach auf diesem Clubbing auch Eisensteins Frau Rosalinde, deren früherer Geliebter Alfred, Eisensteins Haushaltshilfe Adele und der Gefängnisdirektor Frank eintreffen. Nach einer turbulenten Nacht gibt es für Eisenstein ein böses Erwachen...

Das opus summum des Walzerkönigs Johann Strauss Sohn enthält unvergessene Melodien wie „Ich lade gern’ mir Gäste ein“, „Im Feuerstrom der Reben“, „Trinke Liebchen, trinke schnell“ oder „Brüderlein und Schwesterlein“.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Michael Lakner; Bühne: Manfred Waba; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Anna Vita

Gabriel von Eisenstein: Paul Armin Edelmann; Rosalinde, seine Frau: Cornelia Horak; Alfred, ein Tenor und Rosalindes ehemaliger Geliebter: Clemens Kerschbaumer; Frank, Gefängnisdirektor: Gezim Berisha; Doktor Falke, Rechtsanwalt: Thomas Zisterer; Prinzessin Alexandra Orlofskaya, eine russische Oligarchin / Frosch, Gefängnisaufseher: Verena Scheitz; Adele, Eisensteins Haushaltshilfe: Loes Cools; Doktor Blind, Advokat: Beppo Binder; Ida, Adeles Schwester: Angelika Niedetzky.

"In einer Zeit, in der alles Kopf steht und die Welt aus den Fugen geraten zu sein scheint, war für Michael Lakner klar, dass man gerade dieses Werk in seiner zeitlosen Gültigkeit in die Jetzzeit versetzen muss. Einerseits um es dort anzusiedeln, wo es spielt, nähmlich im Kurort Baden und andererseits um tages- und weltpolitsches Geschehen in heir persiflierender Weise thematisch mit enzubeziehen."

Aus diesem Grunde wird in Lakners Inszenierung in kabarettistisch-komischer Art und Weise die Geschichte einer dysfunktionalen Beziehung in einer Zeit der Umbrüche gezeigt: die Pandemie, die Okkupation der Ukraine durch Russland werden genauso satirisch-kritisch verhandelt wie die ganz normalen "Szenen einer Ehe".

Dr. Falkes seit 20 Jahren geplante "Rache der Flederaus" erweist sich bei Michael Lakner weitaus komplexer als üblich. Nach dem Motto "Alle gegen Einen" weiht der verhöhnte Rechtsanwalt nicht nur Alfred, Rosalindes früheren Liebhaber sondern auch Gefängnisdrektor Frank in seine Intrige ein. Auch Fürstin Alexandra Orlofskaya, eine dubiose Oligarchin und Gastgeberin eines elitären Clubbings im Casino, ist ebenso Teil des Plans. Um sie bei Laune zu halten, darf sie auch den Gefängnisaufseher Frosch spielen.

Eine sehr gut gelungene Inszenierung mit einem von Manfred Waba entworfenen fantastischen Bühnenbild. Ein großen Lob dem gesamten Ensemble und dem Orchester der Bühne Baden.
Besonders gefallen haben Cornelia Horak, Paul Armin Edelmann und Clemens Kerschbaumer.

Stadttheater Baden: letzte Vorstelluneen 3. Februar 2023
Gastspiel Festspielhaus St. Pölten: März 2023, 18.00 Uhr

Robin Hood

Familienmusical. Musik von Robert Persché. Buch und Liedertexte: Robert Persché und Walter Raidl.

Robin Hood, ein junger Mann aus Nottingham, führt mit seinen fröhlichen Gesellen ein abwechslungsreiches, spannendes Leben im Sherwood Forest. Jeder, der einen Platz zum Leben oder Essen braucht, ist bei ihm herzlich willkommen. Das wäre ja alles ganz wunderbar, hätte unser Robin nicht Freude daran, die Reichen zu berauben und die Beute unter den Armen zu verteilen.

Prinz John ist fuchsteufelswild. Er hat den Platz von König Richard Löwenherz eingenommen, der sich gerade auf Kreuzzug befindet und ist ganz versessen darauf, mit Hilfe des skrupellosen Sheriffs von Nottingham, seinen Reichtum zu vermehren. So plant er ein großes Bogenschützenturnier, bei dem die bezaubernde Maid Marian dem Sieger einen goldenen Pfeil überreichen soll. Wird Robin in die Falle gehen?

Musikalische Leitung: Ville Pääkkonnen; Inszenierung: Robert Persché; Bühne: Alexia Redl; Kostüme: Elke Steffen-Kühnl; Choreografie: Michael Kropf

Robin Hood: Matthias Trattner; Bruder Tuck, ein Mönch: Rupert Bergmann; Allan van Dale, ein Geselle: Helmuth Lang; Little John, ein Geselle: Florian Resetarits; Maid Marian, Cousine Prinz Johns: Ulrike Figgener; Lady Wilma, ihre Gesellschafterin: Sylvia Rieser; Prinz John, Bruder von Richard Löwenherz: Artur Ortens; Sheriff: Beppo Binder; Clever: Martina Riegler; Smart: Michael Duregger; Mutter Tommis: Caroline Vasicek; Tommi: Paul Eilenberger / Laurenz Scholz; Laurie, Tommis Schwester: Theresa Eilenberger / Johanna Baumgartner; Will: Alexander Rapp

Stadttheater Baden: letzte Vorstellungen 29. Dezember 2022

Der Nussknacker

Ballet-féerie in zwei Akten und drei Bildern. Musik von Pjotr I. Tschaikowsky. Libretto von Marius Petipa und Iwan Wsewoloschski. Nach E.T.A. Hoffmann und Alexandre Dumas dem Älteren.

Wer kennt ihn nicht, den hölzernen Kameraden aus E.T.A. Hoffmanns Märchen „Nussknacker und Mausekönig“, der das Mädchen Clara in zauberhafte Fantasiewelten entführt.

1892 konnte die Geschichte erstmals als Ballett im Marinski-Theater in St. Petersburg aufgeführt werden, dank eines Librettos von Marius Petipa und der Komposition von P. I. Tschaikowsky. Seitdem wird das Ballett auf sämtlichen Bühnen der Welt gezeigt.

Die Musik gehört zu den populärsten Werken der Orchester-literatur und bietet Choreografen, Tänzerinnen und Tänzer reiche Möglichkeiten, ihr Können zu zeigen.

Vor allem zu Weihnachten ist das Ballett eine willkommene Gelegenheit, in eine wunderbare Atmosphäre kindlicher Phantasiewelten einzutauchen.

Natürlich bietet der Stoff, wie so viele Märchen, die Möglichkeit in die Tiefen der Psyche einzudringen und eine Interpretation zu erarbeiten, die modern und heutig ist.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Choreografie / Inszenierung: Anna Vita; Bühne: Gerhard Nemec; Kostüme: Friederike Friedrich; Orchester und Ballett der Bühne Baden

Stadttheater Baden: Wiederaufnahme 5. November 2022, 18.00 Uhr. Weitere Vorstellungen 20. und 21. Dezember 2022, 19.30 Uhr.

NEUN – Nine

Musical nach dem Film „8 1/2“ von Federico Fellini. Buch von Arthur Kopit, Musik und Liedtexte von Maury Yeston Adaption, aus dem Italienischen von Mario Fratti. Deutsche Übersetzung von Wolfgang Adenberg.

Der vom Erfolg verwöhnte Drehbuchautor und Filmregisseur Guido Contini musste einige Niederlagen einstecken: Neben den persönlichen Problemen des Womanizers waren seine letzten Filme allesamt Misserfolge. Seiner einstmals reichen Kreativität beraubt und durch seine zahlreichen Liebschaften innerlich zerrissen, gerät er in eine Midlife-Crisis. Als er in dieser angeschlagenen Situation gedrängt wird, einen Film zu machen, gerät er vollends in geistige Verwirrung. Er begibt sich zu einem Kuraufenthalt in ein mondänes venezianisches Bad. Erst die Erscheinung seines neunjährigen Ichs erlöst ihn aus seiner Krise und führt ihn zur Reifung seines Charakters: Er erkennt, dass seine Frau Luisa die wahre Liebe seines Lebens ist.

Das Musical, 1982 mit 5 Tonys ausgezeichnet, basiert auf Federico Fellinis bahnbrechendem neorealistischen Spielfilm „8 1/2“ aus dem Jahr 1963.

Musikalische Leitung: Christoph Huber, Inszenierung und Choreografie: Ramesh Nair, Bühnenbild: Karl Fehringer & Judith Leikauf, Kostüme: Friederike Friedrich

Guido Contini: Drew Sarich: Luisa Contini, seine Frau: Milica Jovanovic / Carla Albanese; seine Geliebte: Dorina Garuci / Claudia Nardi; Schauspielerin: Ann Mandrella; Guidos Mutter: Andrea Huber; Liliane La Fleur, Guidos Produzentin: Patricia Nessy / Stephanie Necrophorus; Kritikerin: Wietske van Tongeren; Mama Maddalena, Chefin der Zimmermädchen: Anna Overbeck; Sarraghina, eine Hure: Jacqueline Braun, kleiner Guido: Joel Gradinger / Matteo di Sapia.

Die österreichische Erstafführung einer Show auf die Bühne zu bringen, die erst ein Mal im Jahre 1999, im deutschsprachigen Raum gezeigt wurde, stellt an sich schon eine spannende Herausforderung dar. Vor allem im Hinblick auf so eine komplexe Show, in der Realität und Fiktion ganz oft eng miteinader verwoben sind, so dass es nicht immer gleich offensichtlich ist, wo man sich als Zuschauer befindet. Aber je mer sich Ramesh Nahir mit dem Stück auseinadergesetzt hat, umso stärker drängte sich ihm die Frage auf: Warum wurde dieses wunderbare Werk mit dieser fanastischen Musik nicht schon vorher in Österreich gezeigt?

Diese Frage lässt sich nicht wirklich leicht beantworten. Ist das Thema zu heikel? Die Midlife Krise eines Mannes? Oder ist es gar zu eicht und vermeintlich schnell erzählt? Oder doch eher ein Tabuthema?
Maury Yeston, der Komponist des Musicals sagte: "Das große Geheimnis von NEUN ist, dass es 8 1/2 braucht und ein Essay über die Macht der Frauen wurde, in dem die Frage beantwortet wurde: Was sind Frauen für Männer?

Das Musical wurde von Ramesh Nair gefühlvoll und sehr schwungvoll inszeniert. Christoph Huber führte das Orchester der Bühne Baden zu Höchstleistungen. Das Bühnenbild war schlicht und aufgeräumt und doch extrem wandlungsfähig durchkonstroiert. Die Kostüme von Friederike Friedrich waren dem Thema entsprechen wunderbar angepasst.

Das gesamte Ensemble erbrachte bei der Premiere Höchstleistung, welche durch frenetischen Applaus honoriet wurde. Besonders gefallen hat Drew Sarich, Milica Jovanovic, Dorina Garuci, Patricia Nessy und Wietske van Tongeren.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 26. 11. 2022

Kaiserin Joséphine

Operette in acht Bildern von Paul Knepler und Géza Herczeg. Musik von Emmerich Kálmán

Diese von Bravourarien für den Tenor nur so strotzende Meisteroperette Kálmáns erzählt die bittersüße Geschichte der blutjungen, bettelarmen Joséphine Beauharnais, in die sich der junge General Napoleon Bonaparte verliebt und die er in Folge heiratet. Zunächst schenkt Joséphine dem galanten Treiben in Paris mehr Beachtung als ihren ehelichen Pflichten. Schließlich steigt sie aber doch als sein Frauenideal an seiner Seite zur Kaiserin der Franzosen auf. Dieses Werk von Emmerich Kálmán wurde 1936 am Zürcher Stadttheater uraufgeführt, kurz bevor er in die USA emigrieren musste.

2018 wurde das Stück anlässlich des 65. Todestages des Komponisten an der Bühne Baden bereits konzertant mit so großem Erfolg präsentiert, dass es nun als szenische Aufführung zu erleben ist.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung & Choreografie: Leonard Prinsloo; Ausstattung: Monika Biegler

Napoleon Bonaparte: Vincent Schirrmacher; Joséphine de Beauharnais: Ivana Zdravkova; Paul Barras: Thomas Weissengruber; Talleyrand/Capitain Calmelet: Jan Walter; Hippolyte Charles: Thomas Zisterer; Therese Tallien: Kerstin Grotrian; Bourriene: Beppo Binder; Juliette: Theresa Grabner; Korporal Bernard: Thomas Malik; Standesbeamter Escarbot:Vladimir Polovinchik; Marion, Wahrsagerin: Rita Peterl; General Berthier: Steven Scheschareg; Eugen Beauharnais: Laurenz Scholz / Paul Eukebberger,

Leonard Prinsloo hat eine wunderschöne Inszenierung auf die relativ kleine Bühne der Sommerarena gezaubert. Das Bühnenbild von Erich Uiberlacker ist schlicht und klar und so aufgebaut dass ganz rasch die verschiedensten Eindrücke vermittelt werden.
Eine Klasse für sich auch das Orchester der Bühne Baden unter dem mit Ende der Sommersaison scheidenden Franz Josef Breznik. Gefühlvoll und mit ganz viel Schwung werden die Kompositionen von Emmerich Kálmán interpretiert.
Der größte "Hit" der Operette ist Bonapartes Auftrittslied, bestechend auch in seiner Konstruktion: Eine Flöte intoniert eine klassizistisch anmutende Gavotte, danach bricht es aus dem zukünftigen Kaier heraus: "Holdes berauschendes Bild" - die Tonart wechselt von H-Dur einen Ganton tiefer nach G-Dur, als sei Napoleon in seiner neuen Realität angekommen, und die lautet: "Liebe sind ihr Zauberlied".

Eine Klasse für sich die beiden Hauptdarsteller: Ivana Zdravkova und Vincent Schirrmacher. Aber nicht weniger fantastisch das Buffopaar - Theresa Grabner und Thomas Malik.
Gratulation dem gesamten Ensemble und der Bühne Baden für diese wunderbare Produktion.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 28. August 2022

Im Weissen Rössl

Singspiel in drei Akten. Frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg von Hans Müller und Erik Charell; Gesangstexte von Robert Gilbert; Musik von Ralph Benatzky. 6 musikalische Einlagen v. Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten & Robert Stolz

Der Tourismus im Salzkammergut floriert. Der Kellner Leopold liebt die Rösslwirtin Josepha Vogelhuber, doch die will nichts von ihm wissen, denn ihre heimliche Zuneigung gilt einem anderen. Wegen seiner Eifersucht wird Leopold von seiner Arbeitgeberin schließlich entlassen, bald darauf aber wieder eingestellt, da der Laden ohne ihn eben nicht wirklich läuft. Mit dem WEISSEN RÖSSL hat Benatzky den Beitrag für seine Unsterblichkeit geschaffen. Mit zahlreichen Evergreens wie „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“, „Im Salzkammergut, da kann ma gut lustig sein“ oder „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“, avancierte das weiße Rössl innerhalb kurzer Zeit zur Kultoperette und begeistert seit seiner Entstehung 1930 ein Millionenpublikum. Mit dieser Operette kehrt Kammersänger Heinz Zednik zu seinen Wurzeln an die Bühne Baden zurück.

Benatzky war en Meister des Chansons und hatte seit 1910 lange Zeit für Kabarett und Varieté komponiert. Er wusste, für welches Publikum er schreibt und wie man Pointen setzt. Diese Erfahrung half ihm bei der Entstehungsgeschichte des "Im weissen Rössl", worin er die bürgerliche Kultur der Operette parodiert und ironisiert. Satire und Augenzwinkern seine spitzbübische Betrachtungsweise der Figuren und Situationen, geben dem Werk den humorvollen Charakter, der dem Publikum Vergnügen bereitet.

Iabella Gregor hat dieses Singspiel wunderschön inszeniert, obwohl der Auftritt von Dr. Siedler auf einem Rollerboard nicht ganz verständlich ist. Bei der Premiere musste Alexander Kröner -- ein Glücksgriff -- für den erkrankten Reinhard Alessandri einspringen. Dafür blieben Kröner lediglich 2 Tage zeit, sich mit der Rolle vertraut zu machen. Er meisterte dies hervorragend und erntete dafür auch am Ende einen Sonderapplaus vom begeisterten Publikum.
Boris Pfeier war schauspiererisch ebenso wie Verena Scheitz sehr gut, aber beide zeigten gesangliche Schwächen.
Ganz super waren Juliette Khalil und Oliver Bair, die das Premierenpublikum zum Lachstürmen hinriss.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Isabella Gregor; Ausstattung: Tanja Hofmann; Choreografie: Anna Vita.

Josepha Vogelhuber, Wirtin des „Zum Weißen Rössl“: Verena Scheitz; Leopold Brandmeyer, ihr Zahlkellner: Boris Pfeifer; Wilhelm Giesecke, Fabrikant: Jens Janke; Ottilie, seine Tochter: Melanie Schneider; Rechtsanwalt Dr. Siedler: Reinhard Alessandri; Sigismund Sülzheimer: Oliver Baier; Professor Hinzelmann: Andreas Steppan; Klärchen, dessen Tochter: Juliette Khalil; Piccolo: Jonas Zeiler; Kaiser Franz Joseph: Heinz Zednik; Fremdenführerin / Postbotin: Gabriele Schuchter.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 26. August 2022

Sunset Boulevard

Musik von Andrew Lloyd Webber, Buch und Gesangstexte von Don Black und Christopher Hampton. Basierend auf dem Film von Billy Wilder. Deutsch von Michael Kunze. Badener Erstaufführung!

Dass der Stummfilm schon lange dem Tonfilm weichen musste, will die in die Jahre gekommene Diva Norma Desmond nicht wahrhaben. Zurückgezogen lebt sie in ihrer Villa am Sunset Boulevard, unweit der Hollywood-Traumfabriken, ganz in Erinnerungen an ihre glamouröse Zeit versunken. Plötzlich taucht der junge Drehbuchautor Joe Gillis auf, der in den Sog ihrer faszinierenden Persönlichkeit gerät. In Norma Desmond keimt die Hoffnung auf ein Comeback. Durch Gillis Bekanntschaft erhofft sie sich Zutritt zu den Filmstudios, doch ihre Illusionen werden jäh zerstört. Andrew Lloyd Webbers Musical basiert auf dem gleichnamigen Film von Billy Wilder von 1950 und ist ein Glanzpunkt der Musicalwelt. Spannend wie ein Krimi erzählt es den Aufstieg und Fall einer großen Filmdiva vor dem Hintergrund einer gnadenlosen Filmindustrie.

Musikalische Leitung: Andjelko Igrec; Inszenierung: Andreas Gergen; Ausstattung: Christian Floeren; Choreografie: Sabine Arthold

Norma Desmond: Maya Hakvoort; Joe Gillis: Lukas Perman; Max von Mayerling: Beppo Binder; Betty Schaefer: Dorina Garuci; Cecil B. Demille: Gerhard Balluch; Artie Green, Freund von Joe: Thomas Smolej; Manfred, Designer / Sheldrake: Florian Resetarits.

"Träume aus Licht" - so werden Kinofilme im Musical "Sunset Boulevard" genannt und besungen. Filme entführen das Pablikum in Traumwelten, behaupten aber auch falsche Wirklichkeit. Die Protagonisten der Geschichte finden sich ebenso gelegentlich im "falschen Film" wieder.
Dabei brauchen Künstlerinnen und Künstler immer noch große Träume und Visionen. Sie müssen stets an das Gute glauben und wirklich Idealisten sein. Nur, was passiert, wenn sie ihrer Ideale beraubt werden?
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Träume zu Albträumen werden können, je mehr man sich in Lügen und Selbstbetrug verstrickt. Authentiziotät und ein gewisses Maß an Bodenhaftung sind notwendig ... im Leben, wie in der Kunst.

Billy Wilder ist mit seinem Film von 1950 ein wahres Meisterwerk gelungen. Lord Andrew Lloyd Webber hat hier eine seiner anspruchsvollsten, sehr emotionalen Partituren vorgelegt, die die handelnden Figuren psichologisch subtil charakterisiert und gleichzeitig atmosphärisch dichte Welten schafft.

Auch die Musicalproduktion der Bühne Baden, darf mit Fug und Recht als "Meisterwerk" bezeichnet werden. Ein grandioses, schlichtes Bühnenbild und ein hervoragendes Ensemble begeisterten das Premierenbublikum. Besonders hervorzuhben sind Maya Hakvoort, Lukas Perman und Dorina Caruci.
Aber auch das Orchester deer Bühne Baden leistete eine fantastische Arbeit.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 25. August 2022

Anatavka – Fiddler on the Roof

Basierend auf den Geschichten von Sholem Aleichem mit ausdrücklicher Genehmigung von Arnold Perl. Buch: Joseph Stein, Musik: Jerry Bock, Gesangstexte: Sheldon Harnick. Deutsch von Rolf Merz und Gerhard Hagen.

Einer der absoluten Musicalklassiker beschreibt das Dorfleben im Schtetl Anatevka im Russischen Reich. Die jüdische Tradition in Brauchtum und Zusammenleben spielt in diesem Werk eine große Rolle: Wie der Geiger auf dem Dach bemühen sich alle, fröhlich zu bleiben und das Leben von der leichten Seite zu nehmen, auch, wenn am Ende alle aufgrund eines Pogroms aus dem Schtetl vertrieben werden. Alles dreht sich um den armen Milchmann Tevje, der sich mit seiner Frau Golde um gleich fünf Töchter kümmern muss, die ihre eigenen Vorstellungen haben, was das Heiraten betrifft.

„Wenn ich einmal reich wär’“, „Jente, o Jente“ oder „Kleiner Spatz, kleine Chavaleh“ sind nur einige der unvergesslichen Melodien dieses Klassikers.

Die Broadway-Produktion gewann im Uraufführungsjahr 1965 neun Tony Awards. Anatevka gehört bis heute zu den meistgespielten Musicals. In Baden war Anatevka zuletzt in der Saison 1977/ 1978 zu sehen.

Besetzung: Tevje, ein Milchmann – Georgij Makazaria; Golde, seine Frau – Maya Hakvoort; Zeitel, deren Tochter – Anna Burger; Hodel, deren Tochter – Marianna Lisa Herzig; Chava, deren Tochter – Valerie Luksch; Jente / Fruma-Sara – Shlomit Butbul; Mottel Kamzoil, ein Schneider – Alexander Donesch; Schandel, seine Mutter – Dessislava Filipov; Perchik, ein Student – Stefan Bleiberschnig; Lazar Wolf, ein Metzger – Josef Forstner; Motschach, ein Gastwirt – Artur Ortens; Rabbi – Franz Josef Koepp; Mendel, sein Sohn – Robert R. Herzl; Awram, ein Buchhändler – Beppo Binder; Nachum / Jussel / Sheftel – Florian Resetarits; Oma Zeitel / Mirilla – Tania Golden; Wachtmeister – Dominik Kaschke; Fedja – Jan Walter; Russe/Ensemble – Davide Venier; Der Fiedler auf dem Dach – Aliosha Biz.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Volker Wahl / Michaela Ronzoni; Ausstattung: Stefanie Stuhldreier; Choreografie: Natalie Holtom.

Stadttheater Baden: Wiederaufnahme: 7. Jänner 2022; letzte Vorstellung 10. April 2022.

Hallo, Dolly!

Eine musikalische Komödie. Musik und Gesangstexte von Jerry Herman, Buch von Michael Stewart nach „The Matchmaker“ von Thornton Wilder, Deutsch von Robert Gilbert.

Die clevere Witwe Dolly Gallagher Levi schlägt sich als Heiratsvermittlerin und in verschiedensten anderen Berufen recht und schlecht durchs Leben. Im Moment ist sie drauf und dran, den wohlhabenden Kaufmann Horace Vandergelder aus Yonkers, New York, an Irene Molloy, die Besitzerin eines Hutladens, zu vermitteln. Dolly hat aber im Sinn, ihn selbst zu heiraten. Zu diesem Zweck inszeniert sie ein Verwirrspiel, indem sie die zwei Angestellten Vandergelders, Cornelius und Barnaby, nach New York schickt, wo diese sich ebenfalls mit Irene und deren Mitarbeiterin Minnie treffen sollen. Im schicken Harmonia Garden Restaurant kommt es zum Showdown zwischen allen Beteiligten, als die armen Schlucker Cornelius und Barnaby die Rechnung nicht bezahlen können. Und doch gibt es am Schluss ein Happy End, als Horace erkennt, dass Dolly die richtige Frau für ihn ist.

In der mit 10 Tonys gekürten Uraufführung des Stückes 1964 spielte Carol Channing die Dolly. Die Verfilmung 1969 mit Barbra Streisand, Walter Matthau und Louis Armstrong wurde mit drei Oscars ausgezeichnet.

Besetzung: Dolly Gallagher Levi – Patricia Nessy; Horace Vandergelder – Andreas Steppan; Irene Molloy – Valerie Luksch; Minnie Fay – Juliette Khalil / Iva Schell; Cornelius Hackl – Ricardo Frenzel Baudisch; Barnaby Tucker – Martin Fischerauer; Ermengarde – Caroline Zins; Ambrose Kemper – Matthias Trattner; Rudolph – Artur Ortens; Richter – Franz Josef Koepp.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Michael Lakner; Bühne: Manfred Waba; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Anna Vita.

Mit „Hallo, Dolly!“ hat die Bühne Baden offenbar einen Treffer gelandet: In der opulenten Inszenierung des Hausherrn Michael Lakner bekommt das Publikum eine quirlige Story von der cleveren Heiratsvermittlerin zu sehen, die sich schließlich erfolgreich selbst vermittelt.In dem vom Manfred Waba entworfenen fantastischen Bühnenbild agieren die Darsteller, der Chor und das Ballett wunderbar pointiert. Trotz der engen baulichen Gegebenheiten gelingt es Waba den Eindruck von Opulenz zu erzeugen. Eine zweistöckige Szenerie lässt den Eindruck von Weite entstehen.
Das Premierenpublikum war nicht zuletzt auf Grund der hochrangigen Besetzung schlichtweg begeistert. Patricia Nessy in der Titelrolle verströmt souveräne Überlegenheit und überzeugt stilvoll auf der ganzen Linie. Andreas Steppan ist die Idealpartie für den griesgrämigen Halbmillionär Horace Vandergelder. Weiters brillierten Valerie Luksch, Iva Schell, Martin Fischerauer und Caroline Zins.

Für Lakner ist „Hallo, Dolly!“ eines der besten Musiktheaterwerke überhaupt. Denn das Stück sei „genial konstruiert“: Thornton Wilder, nach dessen „The Matchmaker“ Michael Stewart das Buch zum Musical geschrieben hat, habe auf eine witzige Lausbubengeschichte von Johann Nestroy („Einen Jux will er sich machen“) noch eine Geschichte darübergestülpt, die aus Molieres „Der Geizige“ stammt. Lakner: „Das ergibt ein extrem dichtes Szenario.“  Chor und Ballett sorgen für viel bunte Bewegung, Franz Josef Breznik am Pult des Orchesters der Bühne Baden ist um angemessenen Swingfaktor bemüht.

Einfach sehenswert!

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung: 27. März 2022.

La Traviata

Oper in drei Akten. Text von Francesco Maria Piave, Musik von Giuseppe Verdi In deutscher Sprache.

Violetta Valéry, eine von Tuberkulose gezeichnete Kurtisane, ist Mittelpunkt der Pariser Halbwelt. Sie wird von allen begehrt und feiert in oberflächlicher und vergnügungssüchtiger Weise ein Fest nach dem anderen. Erst als sie den jungen, aus der High Society stammenden Alfred Germont kennenlernt, der ihr sein Herz zu Füßen legt, ändert sich ihre Gesinnung. Auf dem Land versuchen die beiden, sich ein Leben fernab der Verlockungen der Großstadt aufzubauen. Doch dann holt Violetta ihre Vergangenheit ein: Alfreds Vater duldet aufgrund der Familienehre nicht, dass sein Sohn die durch ihren ehemals leichten Lebenswandel gesellschaftlich abgestempelte Violetta heiratet. Alfreds Reue kommt zu spät: Schweren Herzens entsagt Violetta ihrer großen Liebe und stirbt vereinsamt und arm.

Verdi richtete seine Musik uns seine Erzählweise auf eine rein menschliche Tragödie und ließ die "Prunkoper" hinter sich. Er war ein Meister der Melodie, mit der die Gefühlszustände der Menschen zu Gehör brachte und erlebbar machte. Wie er mit Rezitativ und darauffolgende lyrischen musikdramtischen Ausbrüchen die inneren Zustände ausdrückte und fühlbar macht, wie die Vorspiele im ersten und dritten Akt mit zarten Sphärenklängen die Zukunft Violettas vorzeichnen und er sie mit einem Melodram im 3.Akt zum Sprechgesang leitet, ist sehr unkomventionell in der damaligen Zeit gewesen und verangte Sänger und Sängerinnen die sich darauf einließen. Die Titelfigur Violetta ist eine Frau die sich als Individium eines großen Ganzes versteht. Sie hat in ihrem kurzen Leben viel erlebt, doch der wahren Liebe ist sie bislang nicht begegnet. Mit Alfredo Germont findet sie ihre Sehnbsucht danach erfüllt.

Der Bezug zu unserer Gegenwart - agesehen davon, dass wir uns mit einer Krankheit quälen, die ebenfalls die Atemwege in Mitleidenschaft zieht und an der Menschen auch heutzutage sterben, die uns beeinträchtigt und über Vieles in unserem Leben nachdenken lässt - ist das Interesse an faszinierenden Persönlichkeiten, an denen sich die Geister scheiden, die uns mit Society-Skandalen erfreuen, soziale Genrationskonflickte und Geschichten wahre Liebe, die das Herzu erfreuen beziehungsweise uns zu Tränen rühren.

La Traviata gehört nach wie vor – wie auch Die Zauberflöte und Carmen – zu den meistgespielten Stücken des Opernrepertoires und wurde seit 1950 nicht mehr in Baden gespielt.

Besetzung: Violetta Valéry – Jay Yang / Misaki Morino; Flora Bervoix, ihre Freundin / Annina,  Dienerin  Violettas – Bea Robein; Alfred Germont – Sebastian Reinthaller / Iurie Biobanu; Georg Germont, sein Vater – Reinhard Alessandri; Gaston, Vicomte von Le Létorières – Beppo Binder; Baron Douphol – Thomas Zisterer; Doktor Grenvil – Krzysztof Borysiewicz, Marquis von Obigny – Vladimir Polivinchik.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Isabella Gregor; Ausstattung: Tanja Hofmann; Choreografie: Anna Vita.

Auf Grund einiger Coronafällen konnte die Premiere leider nur ohne Ballett und Chor gespielt werden. Dies tat aber der von Isabella Gregor fantastisch inszenierten Oper keinen Abbruch. Dies gutierte das Publikum auch mit anhaltendem Schlußapplaus. Dieser galt nicht nur dem wunderbar aufspielendem Orchester der Bühne Baden, sondern auch dem gesamten Ensemble.
Allen voran Jay Yang die nicht nur durch ihre wunderbare Koloratursopranstimme begeisterte, sondern auch durch ihre schauspielerische Leistung. Besonders hervozuheben sind dabei die Szenen als Violetta bereits totkrank ist.
Stimmlich konnte auch Sebastian Rheinthaller als Liebhaber und Reinhard Alessandri als sein Vater mithalten.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 25. März 2022.

Der Nussknacker

Ballet-féerie in zwei Akten und drei Bildern, Musik von Pjotr I. Tschaikowsky. Libretto von Marius Petipa und Iwan Wsewoloschski. Nach E.T.A. Hoffmann und Alexandre Dumas dem Älteren.

Wer kennt ihn nicht, den hölzernen Kameraden aus E.T.A. Hoffmanns Märchen „Nussknacker und Mausekönig“, der das Mädchen Clara in zauberhafte Fantasiewelten entführt. 1892 konnte die Geschichte erstmals als Ballett im Marinski-Theater in St. Petersburg aufgeführt werden, dank eines Librettos von Marius Petipa und der Komposition von P. I. Tschaikowsky.

Seitdem wird das Ballett auf sämtlichen Bühnen der Welt gezeigt. Die Musik gehört zu den populärsten Werken der Orchesterliteratur und bietet Choreografen und Choreografinnen sowie Tänzer und Tänzerinnen reiche Möglichkeiten, ihr Können zu zeigen. Vor allem zu Weihnachten ist das Ballett eine willkommene Gelegenheit, in eine wunderbare Atmosphäre kindlicher Phantasiewelten einzutauchen. Natürlich bietet der Stoff, wie so viele Märchen, die Möglichkeit in die Tiefen der Psyche einzudringen und eine Interpretation zu erarbeiten, die modern und heutig ist.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Bühne: Christof Lerchenmüller; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Anna Vita.

Orchester und Ballett der Bühne Baden.

Stadttheater Baden: Premiere 17. Dezember 2021, 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 30. Dezember 2021 & 2. Jänner 2022

Gräfin Mariza

Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Emmerich Kálmán.

Der verarmte Graf Tassilo verkauft seinen ganzen Besitz, um die Schulden seiner Familie zu begleichen, leugnet seine Herkunft und arbeitet inkognito auf dem Gut der reichen und schönen Gräfin Mariza. Die temperamentvolle Gräfin verlautbart die Nachricht einer angeblichen Verlobung, um sich so vor unliebsamen Verehrern und Mitgiftjägern zu retten. Ihren Phantasiebräutigam nennt sie „Baron Zsupán“. Leider gibt es diesen Herrn tatsächlich. Gräfin Mariza hat aber alles andere im Sinn, als Zsupán zu heiraten, weil sie in Wirklichkeit Tassilo liebt. Ein Dauerbrenner der Operette mit Evergreens wie „Komm’ mit nach Varasdin“, „Grüß’ mir die süßen, die reizenden Frauen“ oder „Sag ja, mein Lieb, sag ja“.

Musikalische Leitung: Christoph Huber; Inszenierung: Leonard Prinsloo; Bühne: Monika Biegler; Kostüme: Mareile von Stritzky; Choreografie: Christina Comtesse.

Gräfin Mariza: Cornelia Horak / Monika Rebholz (12., 13., 25., 26.11.); Fürst Populescu: Thomas Malik; Baron Koloman Zsupán: Thomas Zisterer; Graf Tassilo von Endrödy-Wittemburg: Reinhard Alessandri; Lisa, Tassilos Schwester: Verena Barth-Jurca; Karl Stefan Liebenberg: Benjamin Plautz; Fürstin Bozena: Uschi Plautz; Penizek, Kammerdiener: Oliver Baier / Franz Suhrada (31.12., 19.1.); Manja, eine junge Zigeunerin: Jerica Steklasa.

Leonard Prinsloo hat die Badener "Gräfin Maritza" in unsere Zeit transferiert. Aber so behutsam dass trotz der nicht vorhandenen opulenten Kostüme die Inszenierung sehr gut gefällt. Dazu kommt ein klares, aufgeräumtes Bühnenbild und fantastische Darsteller die ihr Handwerk excellent beherrschen. Für die komische Note sorgt Oliver Baier als Kammerdiener der Fürstin Bozena.
Ganz große Klasse auch das Orchester der Bühne Baden und das wunderbare Ballett.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellungen 26. Dez. 2021

Robin Hood

Familienmusical (ab 6 Jahren). Musik von Robert Persché, Buch und Liedertexte: Robert Persché und Walter Raidl. Badener Erstaufführung!

Robin Hood, ein junger Mann aus Nottingham, führt mit seinen fröhlichen Gesellen ein abwechslungsreiches, spannendes Leben im Sherwood Forest. Jeder, der einen Platz zum Leben oder Essen braucht, ist bei ihm herzlich willkommen. Das wäre ja alles ganz wunderbar, hätte unser Robin nicht Freude daran, die Reichen zu berauben und die Beute unter den Armen zu verteilen. Prinz John ist fuchsteufelswild. Er hat den Platz von König Richard Löwenherz eingenommen, der sich gerade auf Kreuzzug befindet und ist ganz versessen darauf, mit Hilfe des skrupellosen Sheriffs von Nottingham, seinen Reichtum zu vermehren. So plant er ein großes Bogenschützenturnier, bei dem die bezaubernde Maid Marian dem Sieger einen goldenen Pfeil überreichen soll. Wird ihm Robin in die Falle gehen?

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Musikalische Arrangements: Christian Seisel; Inszenierung: Robert Persché; Bühne: Alexia Redl; Kostüme: Elke Steffen-Kühnl; Choreografie: Michael Kropf.

Robin Hood: Matthias Trattner; Bruder Tuck, ein Mönch: Rupert Bergmann; Allan van Dale, ein Geselle: Helmuth Lang; Little John, ein Geselle: Florian Resetarits; Maid Marian, Cousine Prinz Johns: Ulrike Figgener; Lady Wilma, ihre Gesellschafterin: Sylvia Rieser; Prinz John, Bruder von Richard Löwenherz: Artur Ortens; Sheriff: Beppo Binder; Clever: Martina Riegler; Smart: Michael Duregger; Mutter Tommis: Caroline Vasicek.

Stadttheater Baden: Premiere 20. November 2021, 15.00 Uhr; letzte Vorstellung 26. Dezember 2021

EVA

Operette in drei Akten von Franz Lehár. Libretto von Alfred Maria Willner und Robert Bodanzky.

Das arme Waisenkind Eva ist der Augenstern ihres Pflegevaters, des Werksführers einer französischen Glasfabrik. Der Dandy Octave Flaubert übernimmt die Fabrik von seinem Vater und fühlt sich zur unschuldigen Eva hingezogen. Er führt sie zu einem großen Ball aus, versucht, sie zu verführen und bringt dadurch die gesamte Belegschaft, die die Patenschaft über Eva innehat, gegen sich auf. Als Eva merkt, dass Octave nur auf eine Affäre aus war, flüchtet sie nach Paris.

Wie in einer perfekten Operette üblich, bekommt Cinderella am Ende aber doch noch ihren Prince Charming… Wunderschöne Musik durchzieht Franz Lehárs Märchen für Erwachsene, das zuletzt in der Saison 1955 / 1956 in Baden zu erleben war.

Besetzung: Eva – Sieglinde Feldhofer; Octave Flaubert, Fabriksbesitzer – Reinhard Alessandri; Prunelles, zweiter Buchhalter in der Fabrik Flauberts – Thomas Zisterer; Dagobert Millefleurs, Freund Flauberts – Roman Martin; Pepita Desiree Paquerette, genannt Pipsi – Claudia Goebl; Bernard Larousse, erster Werksführer in der Fabrik Flauberts – Franz Födinger.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Michael Lakner; Ausstattung: Dietmar Solt; Choreografie: Anna Vita

Wie Michael Lakner, der EVA wunderbar und sehr schwungvoll inseniert hat, schon einmal ausführte, ha Lehár einen überbordenden Teil seines Schaffens auf Stoffe verwendet, die nicht im Kernland Österreich sonden beispielsweise im Kronland Ungarn, Italien, Frankreich bis hin im fernen Asien spielen. So auch im Falle EVA: Der Ort der handlung eine Glasfabrik samt Umgebung liegt bei Brüssel. Es sind immer Sehnsuchtsorte, zu denen sich Lehár mit seiner ihm treuergeben folgenden Fangemeinde hinbewegt, um selbst neue Inspirationen für seine Musik zu gewinnen.
Für Lakner ist EVA ein perfektes modernes Märchen à la Aschenputtel, weshalb er sich auch entschlossen hat, den 3. Akt zu opfern und den entscheidenden Wendepunkt im Stück an der Stelle stattfinden ließ, wo es am logischten erscheint. Abgesehen davon, dass der 3. Akt des Tücks der für eine Operette üblichen Komik entbehrt und sich auch nicht schlüssig erklärt, warum Eva 5 Minuten vor Schluss doch zu Octave zurückkehrt.

Herrlich auch das von Dietmar Solt entworfene Bühnenbild und das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Franz Josef Breznik.

Und nun zu den Darstellern: Allesamt große Klasse. fantastische Stimmen und schauspielerische Leistung. Für die "komischen" Einlagen sorgtes , Claudia Göbl, Thomas Zisterer und Alexander Kröner. Für die Berührenden Sieglinde Fedhofer und Reinhard Alessandri.

Mit dieser Renaissance eines Meisterwerkes wird die Bühne Baden sicherlich dazu beitragen, dass sich EVA pro futuro wieder auf den deutschssprachigen Bühnen ansiedeln wird.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung: 2. September 2021

Eine Nacht in Venedig

Operette in 3 Akten von Richard Genée und Friedrich Zell. Musik von Johann Strauss.

Johann Strauss’ musikalisches Meisterwerk und eine seiner meistgespielten Operetten ist ein heiteres Katz-und-Maus- Spiel um den vom Luxus verwöhnten Herzog von Urbino. Der Herzog ist ein bekannter Frauenheld. Sein Leibbarbier Caramello wiederum ist mit dem armen Fischermädchen Annina liiert, welche es versteht, des Herzogs Pläne zu durchkreuzen. Intrigen innerhalb der Senatorenschaft, List und Witz der Frauen und der berühmte Karneval in Venedig sind die Ingredienzen dieses Meilensteins der Goldenen Operettenära, in welchem „Spaß und Tollheit und Lust regiert“.

Besetzung: Guido, Herzog von Urbino – Iurie Ciobanu; Caramello, sein Leibbarbier – Clemens Kerschbaumer; Annina – Ivana Zdravkova; Pappacoda, Makkaroni-Koch – Ricardo Frenzel Baudisch; Ciboletta, Köchin – Verena Barth-Jurca; Bartolomeo Delaqua, Senator – Franz Suhrada; Barbara, seine Frau – Susanna Hirschler; Stefano Barbaruccio, Senator – Thomas Malik; Agricola, seine Frau – Sylvia Rieser; Giorgio Testaccio, Senator – Beppo Binder; Enrico Piselli, See-Offizier – Lukas Strasser.

Nach fast 1 1/2 Jahren konnte die Bühne Baden wieder eine Operette auf die Bühne bringen. Thoma vers Smolej und Thomas Kahry haben "Eine Nacht in Venedig" für die Sommerarena bearbeitet und an die derzeitigen Bedingungen - keine Pause und keine Gastronomie - fantastisch angepasst. Im Unterschied zur klassisch-konventionellen Operette legte Smolej bei seiner Inszenierung viel Wert auf den aktuellen Bezug. Beim Text hat er sich auf eine komplett zeitgemäße Version entschieden und den Herzog aus der Originalversion zum Chef einer Airline gemacht, der als Eigentümer eines großen Unternehmens nicht nur über Macht und Einfluss verfügt, sondern natürlch auch einige wichtige und Geld bringende Posten zu vergeben hat. Auch wurde auf den Einsatz des Chor verzichtet, was dem Ganzen ein bisschen den Charakter eines Kammerspiels verleit.

Das Bühnenbild ist eher ein abstraktes die Muster wiederum erinnern an stilisierte Harlekin-Motive. Damit wurde der Fokus auf den Inhalt gelegt und den Bezug zu Venedig stellt mit Hilfe von Gimmicks das Ballett her.
Den Künstlern sah man richtig an, dass sie es genossen, nach so langer Zeit endlich wieder vor Publikum wieder spieln zu dürfen. Sie brachten durchwegs eine super Leistung auf die Bühne. Besonders hervorzuheben: Verena Barth-Jurca, Ivana Zdravskova, Iurie Ciobanu und Ricardo Frenzel Baudisch sowie Clemens Kerschbaumer.

Besetzung: Guido, Herzog von Urbino – Iurie Ciobanu; Caramello, sein Leibbarbier – Clemens Kerschbaumer; Annina – Ivana Zdravkova; Pappacoda, Makkaroni-Koch – Ricardo Frenzel Baudisch; Ciboletta, Köchin – Verena Barth-Jurca; Bartolomeo Delaqua, Senator – Roman Frankl; Barbara, seine Frau – Susanna Hirschler; Stefano Barbaruccio, Senator – Thomas Malik; Agricola, seine Frau – Sylvia Rieser; Giorgio Testaccio, Senator – Beppo Binder; Enrico Piselli, See-Offizier – Lukas Strasser. Zwei Clowns – Natalia & Jan Bezak.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Thomas Smolej; Ausstattung: Monika Biegler; Choreografie: Anna Vita.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 3. September 2021

Neun – IN KONZERT

Musical von Maury Yeston – konzertant

Eigentlich stand für diesen Sommer das Erfolgsmusical NEUN (NINE) von Arthur Kopit/Maury Yeston , basierend auf Federico Fellinis „8 ½“, auf dem Spielplan. Aber aufgrund der aktuellen Corona-Situation hat sich die Bühne Baden entschlossen, aus Sicherheitsgründen diese Saison ausschließlich in der Sommerarena zu spielen, das durch das verschiebbare Glasdach fast wie eine Freiluftveranstaltung wirkt. Das bedeutete aber, das für das Stadttheater geplante Musical in eine Folgesaison zu verschieben.

Dennoch wollte die Bühne Baden allen Musicalfans einen Appetizer auf NEUN (NINE) bieten: Statt der szenischen Realisierung dieses Musicals werden nun drei von Ramesh Nair moderierte Konzerte unter dem Titel NEUN - IN CONCERT mit allen Musiknummern von NEUN und allen beteiligten Darsteller*innen auf der Bühne der Sommerarena präsentiert:
mit Drew Sarich, Milica Jovanović , Dorina Garuci, Carin Filipčić, Wietske van Tongeren, Jacqueline Braun, Anna Overbeck, Ann Mandrella, Andrea Huber, Benedikt Forstner und dem Chor und dem Orchester der Bühne Baden unter der musikalischen Leitung von Christoph Huber.

Eine fantastische Aufführung mit wunderbaren Liedern und herrlichen Stimmen. Sehr zu empfehlen.

Sommerarena Baden: 26. & 27. 8. und 1.9.2021 ohne Pause

Neue Ballettchefin Anna Vita: bereichernd und innovativ

„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.“ Mit diesem Zitat von Oscar Wilde im Hinterkopf hat sich Anna Vita als neue Ballettchefin der Bühne Baden beworben – und wurde in einem mehrstufigen Findungsverfahren aus knapp 30 internationalen BewerberInnen ausgewählt, um ab der Spielzeit 2021/22 die Nachfolge von Michael Kropf anzutreten.

„Für mich hat Frau Vita in Bezug auf unser Anforderungsprofil den größten gemeinsamen Nenner erfüllt“, führt der künstlerische Leiter der Bühne Baden, Michael Lakner, aus. „Die von ihr mit unserer Balletttruppe einstudierte Präsentation hat mich vollständig überzeugt. Essenziell für meine Entscheidung war auch, dass die neue Leiterin in allen Stilen sattelfest ist und mithilfe einer bereichernden Tanzsprache einen innovativen tänzerischen Zugang für unsere Domänen Operette, Musical und Oper anstrebt. Sie wird auch identitätsstiftend und bewusstseinsschaffend auf unser Ballett-Ensemble einwirken und als Teamplayerin eine wichtige Mitarbeiterin unseres Hauses sein. Inhaltlich gesehen wird sie alle unsere Produktionen – gleich welchen Genres – künstlerisch mitgestalten.“

Anna Vita hat in ihrer bisherigen Karriere in über 60 Ensembles getanzt und mit bedeutenden Choreografen wie Hans van Manen, Niels Christe, Heinz Spoerli, John Neumeier, Mats Ek und Youri Vamos zusammengearbeitet und dabei immer wieder auch für Opern und Operetten choreografiert. Zwischen 2004 und 2018 war sie selbst Ballettchefin des Würzburger Mainfranken Theaters, welches sie für ihre besonderen Leistungen sogar auszeichnete (nähere Informationen in der beigefügten Vita von Anna Vita).

Anna Vita: „Ich bin ein Theatermensch, der sich immer bemüht hat, dass verschiedene Künste ineinandergreifen. So freue ich mich, gemeinsam mit der hoch motivierten Ballettcompagnie und allen Abteilungen des Hauses an diesem besonderen Profil der Bühne Baden mitzuarbeiten, meine Kreativität und langjährige Erfahrung einzubringen und in der schönen Stadt Baden zum kulturellen Leben beizutragen.“

Zum Einstand wird Anna Vita in der nächsten Spielzeit für die Bühne Baden ein abendfüllendes Handlungsballett choreografieren. Wir dürfen gespannt sein!

Ludwig van tanzt – Die Unsterbliche Geliebte

Poetischer Ballettabend von Michael Kropf. Musik von Ludwig van Beethoven in neuen Arrangements von Matthias Schaff. Uraufführung!

Giulietta, Marie, Elisabeth und seine unsterbliche geliebte Josephine – Beethoven verehrte viele Frauen.

Seine schwärmerischen Liebesbriefe sind beredtes Zeugnis davon und bilden die Grundlage dieses poetischen Ballettabends, in dem sich Choreograf Michael Kropf dem deutschen Klassiker assoziativ-biografisch nähert.

Ob Frühlings- oder Mondscheinsonate, ob Eroica oder Schicksalssymphonie: Ludwig van tanzt – und die von ihm Angebeteten umschwirren ihn. Ludwig van tanzt – und das Schicksal und der Tod tanzen mit.

Zur Musik Beethovens, neu arrangiert von Matthias Schaff, tanzt das Ballett der Bühne Baden unter der Leitung von Michael Kropf und unterstützt vom Europaballett St. Pölten.

Besetzung: Beethoven – Daniel Greabu; Josephine – Karina Gieler; Das Schicksal – Maria Penyaz; Der Tod – Samir Bellido; Magdalena – Patricia Brandao Moura; Fanny – N. N.; Giulietta – Tamara Dornelas; Elisabeth– Natalia Bezak; Graf Deym – Jan Bezak; Karl, Beethovens Neffe – Klauss Luli; Baron Christoph von Stackelberg – Yusuf Cöl; Priester / Arzt – András Virág.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Musikalische Arrangements: Matthias Schaff; Dramaturgie, Choreografie, Bühne: Michael Kropf; Kostüme: Friederike Friedrich.

Stadttheater Baden: Weitere Vorstellung: 11. März 2021

Zweifacher Grund zur Freude an der Bühne Baden!

Als eine der wenigen Theater Österreichs wagte die Bühne Baden im Sommer 2020 trotz aller Unwägbarkeiten einen wenn auch verkürzten Sommerspielplan: Dank einer vom Künstlerischen Leiter Michael Lakner im letzten Augenblick neu adaptieren Version seiner Neufassung von DIE BLAUE MAZUR von Franz Lehár  (ohne Chor und ohne Ballett aber unter Einbindung von Oliver Baier als Moderator und  Mitwirkenden) und zwei kurzfristig aus dem Boden gestampften Operettenkonzerten in der Sommerarena, konnte die Bühne Baden einen großen Publikumserfolg einfahren: Die Vorstellungen waren so gut wie ausverkauft (bei einem dynamischen Saalplan von max. 274 Plätzen/Aufführung wurden insgesamt 2545 Karten bei DIE BLAUE MAZUR verkauft.), das Publikum begeistert und dankbar, wieder ins Theater gehen zu dürfen – nicht zuletzt dank des minutiös durchdachten und vom gesamten Team vorbildlich umgesetzten Covid-19-Präventionskonzepts.

Auch das Presseecho war dementsprechend. Sogar die renommierten deutschen Fachmagazine OPERNGLAS und OPERNWELT reisten an. „Michael Lakner hat um diese Wiederentdeckung gekämpft, während andere Operettenfestivals vor dem Virus kapitulierten, erarbeitete er eine Version des weitgehend vergessenen Stücks, die mit den geltenden Anti-Covid-19-Vorgaben vereinbar waren. Lakner gab dem Stück als Bearbeiter und Regisseur eine Gestalt, die gerade die musikalischen Stärken herausstrich. Eine tolle Hommage zum 150. Geburtstag von Franz Lehár “ lobte Alexander Dick in der OPERNWELT.

Mit großer Freude dürfen wir bekanntgeben, dass Michael Lakner seinen Vertrag bei der Bühne Baden um weitere fünf Jahre verlängert hat. Die Bühne Baden ist stolz darauf, dass der mit Michael Lakner eingeleitete innovative Erfolgskurs bis September 2027 weitergeführt werden kann.

Michael Lakner: „Für mich ist es die Erfüllung meiner künstlerischen Laufbahn, in Personalunion Intendant und Regisseur sein zu dürfen und die schönsten Werke der Musiktheaterliteratur in einer Weise szenisch realisieren zu können, die bei allem Respekt vor dem Komponisten und seinen Intentionen doch die Möglichkeit schafft, die alten Stoffe sanft zu entstauben und dadurch in die Jetztzeit zu transportieren.“

Die Blaue Mazur

Operette in zwei Akten. Musik von Franz Lehár, Fassung Michael Lakner.

„Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, DIE BLAUE MAZUR von Franz Lehár doch noch diesen Sommer zu spielen. Wir feiern doch heuer gleich zwei wichtige Geburtstage: Zum einen den 150. Geburtstag dieses großen Komponisten, der rast- und ruhelos immer wieder neue exotische musikalische Welten entdeckt hat, die er dann in sein Werk einfließen ließ. In unserem Fall holte sich Lehár seine Inspirationen aus dem Sehnsuchtsort Polen und all seinen betörenden polnischen Rhythmen und Tänzen“, erklärt Hausherr und Regisseur Michael Lakner. „Zum anderen feiert DIE BLAUE MAZUR just auch in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen.“

Genug Anlass für Lakner also, als Hommage an Lehár dieses Bijou von seiner Patina zu befreien. Lakner: „Die neue, exklusiv für Baden geschriebene Fassung ist ein spritziges, kammermusikalisches Lustspiel im modernen heutigen Kleid einer „well made comedy“ – also ein lustvolles Tür auf/Tür zu-Verwechslungsspiel mit schwungvoller Musik.“ Gemäß des diesjährigen Spielzeitmottos „Religion und Glaube“ ist diesmal die Handlung im Wiener jüdischen Milieu Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt – und erzählt eine On/Off-Liebesbeziehung zwischen einem polnischen Grafen jüdischer Herkunft (Clemens Kerschbaumer) und einem Wiener Mädel (Sieglinde Feldhofer). Um das richtige Maß an Authentizität für die jüdische Kultur und den berühmten jüdischen Witz zu erlangen, hat sich Lakner Ezzes von der Künstlerin Ruth Brauer-Kvam geholt.

Die humoristische Würze erhält das Stück durch die Doppelrolle des Buffotenors: Der brave, angepasste Studiosus, der in einem bizarren Männerhaushalt lebt, verwandelt sich des Nächstens in einen leidenschaftlichen Draufgänger. „Eine wunderbare Rolle für Ricardo Frenzel Baudisch, um sein komödiantisches Können unter Beweis zu stellen,“ ist sich der Regisseur sicher.

Zusätzliche Komödiantik ergibt sich dadurch, „dass wir in dieser neuen Fassung nicht alle handelnden Personen mit Darstellern besetzen können. Deshalb muss Oliver Baier als Conférencier und Comedian immer wieder in verschiedene Rollen schlüpfen, um auszuhelfen.“ Das, in Verbindung mit den schwungvollen, mitreißenden Lehármelodien, verspricht ein amüsanter Abend zu werden.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Michael Lakner; Bühnenbild: Christof Lerchenmüller; Kostüme: Friederike Friedrich; Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: David Graf Szpilmanski – Clemens Kerschbaumer; Blanka von Lossin – Sieglinde Feldhofer; Clemens Freiherr von Reiger – Thomas Zisterer; Baruch / Benjamin von Blumenstiyn, dessen Adoptivsohn – Ricardo Frenzel Baudisch; Gretl Aigner – Martha Hirschmann; Albin Edler von Planting – Philippe Spiegel; Leopold Abwasch – Thomas Weinhappel; Baron Treski – Wolfgang Gerold; von Hanschmann – Thomas Essl; Conférencie – Oliver Baier.

Sommerarena Baden: Premiere 31. Juli 2020, 19.30 Uhr; letzte Vorstellung 5. September 2020. 1 ¾ Stunden ohne Pause

Der König und ich – The King and I

Von Rodger & Hammerstein; Musik von Richard Rodgers.

Buch und Gesangstexte von Oscar Hammerstein II. Nach dem Buch „Anna and the King of Siam“ von Margaret Landon. Originalchoreografie von Jerome Robbins. Die Aufführung erfolgt durch besondere Vereinbarung mit R&H Theatricals Europe GmbH. Deutsche Fassung von Sabine Ruflair.

Königreich Siam, Ende des 19. Jahrhunderts. Die englische Gouvernante Anna kommt gemeinsam mit ihrem Sohn an den königlichen Hof. Anna taucht dort in eine exotische Welt voller Tempel und prächtiger Paläste, verschwenderischen Hoflebens und stolzer Prinzen ein, deren Erziehung sie übernimmt. Langsam gewinnt sie das Vertrauen des Königs und verändert sein despotisches Verhalten für immer.

Der König und ich gehört zu den großen Erfolgen von Rodgers und Hammerstein II. Yul Brynner, der in der Filmversion für seine Rolleninterpretation einen Oscar erhielt, stand in der Rolle des Königs 4631 Mal auf der Bühne.

Noch heute protestiert die thailändische Regierung gegen den Mythos Anna Leonowens, was unter anderem auch der Grund war, dass der Film Anna und der König in Malaysia und nicht in thailand gedreht wurde. Anders als in den drei vorhergegangenen Verfilmungen bemühten sich die Produzenten, den Anforderungen der thailändischen Regierung gerecht zu werden. Dennoch wurde dem Film das gleiche Schicksal zuteil wie dem Musical The Kind and I aus dem Jahre 1956. In Thailand darf er nicht aufgeführt werden. Dies würde den mit hohen Freiheitsstrafen bedrohten Straftatbestand der Majestätsbeleidigung effüllen.

Musikalische Leitung: Christoph Huber; Inszenierung & Choreografie: Leonard Prinsloo; Ausstattung: Monika Biegler

Besetzung: Der König von Siam – Darius Merstein-MacLeod; Anna Leonowens - Patricia Nessy, Louis Leonowens - Jonas Peter Zeiler, Tuptim - Valerie Luksch, Prinz Chlalongkorn - Melvin Hierschmann / Jonas Tonnhofer, Der Dolmetscher – Robert Kolar; Der Kralahome – Artur Ortens; Kapitän Orton – Franz Josef Koepp; Phra Alack – Beppo Binder; Lady Thiang – Ann Mandrella; Sir Edward Ramsay – Thomas Weissengruber.

Welch eine fantastische Produktion hat da Leonard Prinsloo auf die Badener Bühne gebracht. Ein herrliches Bühnenbild und ein wunderbares Ensemble. Eine Klasse für sich Darius Merstein-MacLeaod, Patricia Nessy und Valerie Luksch. Das Premierenpublikum war volle drei Stunden begeistert. Dies trotz oder gerade wegen des ernsten Themas, das die großen Unterschiede zwischen der östlichen und der westlichen Kultur -- die auch heute noch bestehen -- und der Diskriminierunt des weiblichen Geschlechtes und des "niedrigen" Volkes asufzeigt.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 28. März 2020.
Auf Grund des Coronavirus mussten alle Vorstellungen ab 10. 3. 2020 abgesagt werden.

Die Rose von Stambul

Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Leo Fall

"O Rose von Stambul, nur du allein ..."

Kondja, die Tochter des Paschas, schwärmt für den europäischen Schriftsteller André Lery. Sie schätzt seine liberale Einstellung und die beiden stehen in regem Briefwechsel. Auf Geheiß ihres Vaters soll sie jedoch Achmed Bey ehelichen. Sie ahnt nicht, dass es sich dabei um ihren Schriftstellerfreund handelt. Dieses Verwirrspiel um Identitäten und der Konflikt zwischen westlichen und islamischen Kulturen mündet in einem Happy End: Kondja erkennt in ihrem eigenen Gatten den verehrten Dichter.

Klanglich zitiert Leo Fall das türkische Milieu, doch schwungvolle Walzer und Märsche lassen eindeutig die Wiener Herkunft erkennen. Ein Meisterwerk!

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Thomas Smolej; Bühne: Sam Madwar; Kostüme: Agnes Hamvas; Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Exzellenz Kamek Pascha – Roman Frankl; Kondja Gül, seine Tochter – Ivana Zdravkova; Midili Hanum, ihre Freundin – Verena Barth-Jurca; Achmed Bey – Sebastian Reinthaller; Müller senior aus Hamburg – Stephan Paryla-Raky; Fridolin, sein Sohn – Alexander Kröner; Desirée, die europäische Gesellschafterin – Kondjas / Hoteldirektorin des Hotels „Zu den drei Flitterwochen“ –Nadja Maleh; Ein Liftboy – Matthias Trattner.

Thomas Smolej hat den Spagat zu einer doch recht modernen Inszenierung wunderbar geschafft. Auch das Bühnenbild von Sam Madwar hat mich begeistert. Die Darsteller so wie so! Allen voran der Liebling des Badener Operettenpublikum, Sebastian Reinthaller. Fantastisch auch Ivana Zdravkova und natürlich Verena Barth-Jurca. Für heitere Einlagen sorgte nach der Pause Nadja Maleh und Stephan Paryla-Raky.
Eine Produktion die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 21. März 2020
Auf Grund des Coronavirus mussten alle Vorstellungen ab 10. 3. 2020 abgesagt werden

Fatinitza

Operette von Richard Genée und F. Zell; Musik von Franz von Suppé

"Vorwärts mit frischem Mut."

Rund um die Tscherkessin Fatinitza – eine Hosenrolle – geht es turbulent zu. Dabei gibt es nur ein Problem: Sie existiert eigentlich gar nicht! Unter ihrer Maske verbirgt sich der tscherkessische Leutnant Wladimir, der sich in den Wirren des Krimkriegs zwischen Türkei und Russland 1854/55 einerseits gegen die Avancen des Generals Kantschukoff erwehren muss, andererseits eine Gelegenheit sucht, dessen Nichte Lydia seine Liebe zu gestehen.

Mit dieser 1876 uraufgeführten Operette feiert die Bühne Baden den 200. Geburtstag des Komponisten, der als der Erfinder der Wiener Operette gelten darf. Bis zum Ersten Weltkrieg erzielte das Stück auf deutschsprachigen Bühnen ca. 1200 Aufführungen. Fatinitza ist ein vortreffliches Beispiel für die beißende, zeitkritische Komik innerhalb des Genres Operette. In Baden war Fatinitza zuletzt 1956 zu erleben. Der „Fatinitza-Marsch“ Suppés hat Unsterblichkeit erlangt!

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung & Choreografie: Leonard Prinsloo; Ausstattung: Monika Biegler.

Besetzung: Izzet Pascha, Gouverneur der türkischen Festung Iskatscha – Franz Suhrada alternierend mit René Rumpold; General Timofey Kantschukoff, russischer General – Reinhard Alessandri; Fürstin Lydia Uschakoff, dessen Nichte – Regina Riel; Julian von Golz, Berichterstatter einer großen deutschen Zeitschrift – Thomas Zisterer; Wladimir Samoiloff, Leutnant eines tscherkessischen Reiterregiments – Bea Robein; Hassan Bey / Mustafa / Massaldschi / ein Pope / Wuika / Ben Jemin – Robert R. Herzl; Steipann Sidorowitsch Bieloscurim / Surema, Tochter von Fürst Jussuf – Robert Kolar; Fürst Jussuf / Osipp Wasielowitsch / Safonoff, Leutnant – Beppo Binder.

Die Uraufführung von Fatinitza fand am 5. Jänner 1876 statt und wurde zum bombastischen Erfolg. Die Operette wurde in 10 Sprachen übersetzt und lief in Theatern rund um die Welt. Und auch in Baden war die Premiere dieser selten gespielten Operette ein voller Erfolg. Tatsache ist, dass es sich bei Fatinitza um einen tiefgründigen Stoff handelt, der nicht nur den Darstellern einiges abverlangt, sondern auch das Publikum gedanklich fordert. Nicht nur dadurch, dass die Rolle des russischen Leutnants Wladimir Dimitrowitsch Samoiloff mit einer Frau (Bea Robein) besetzt wurde. Bringt aber auch eine gewisse Komik in die Handlung.

Gratulation dem gesamten Ensemble, die schauspielerische wie auch die gesangliche Leistung war phänomenal. Auch der Chor, das Ballett und das Orchester der Bühne Baden wieder spitze.
Nun noch zum Izzet Pasche - Gouverneur der türkischen Festung Isaktscha -- bei der Premiere von Franz Suhrada gespielt, konnte ich ein paar Tage vorher mit René Rumpold sehen. Leider ist er nicht für alle Aufführungen verfügar, er wäre nähmlich die ideale Besetzung. Großes Lob noch an Regina Riel, Bea Robein, Reinhard Alessandri, Thomas Zisterer und Robert R. Herzl der unter anderem auch den türkischen Harmswächter spielt und kein einziges Mal auf die hohe Eunuchenstimme vergaß.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 19. Jänner 2020.

Drei Engel auf Erden

Musical von Beppo Binder und Pavel Singer. Idee, Buch und Liedtexte von Beppo Binder, Musik von Pavel Singer. Uraufführung!

"Im Himmel ist die Hölle los, man singt, man tanzt, man lacht!"

Dürfen auch Engel Spaß haben? Als Daniel, Raphael und Gabriel, drei mustergültige Erzengel, es mit dem Feiern übertreiben, werden sie von Petrus aus dem Himmel verbannt. Sie dürfen erst wieder zurückkehren, wenn sie auf Erden eine gute Tat vollbracht haben. So verschlägt es sie in den verträumten Vorort einer großen Stadt. Doch die beschauliche Idylle ist durch die ehrgeizigen Pläne des rücksichtslosen Unternehmers Rufus Moneymaker in Gefahr. Vor allem Joseph und Mary Hope, die ein Kind erwarten, müssen fürchten, kurz vor dem Weihnachtsfest, ohne ein Dach über dem Kopf auf der Straße zu stehen.

Mit Klugheit und Witz stellen sich unsere drei „gefallenen“ Engel der Aufgabe, den Bewohnerinnen und Bewohnern zu helfen. Doch wird es ihnen auch gelingen?

Musikalische Leitung: Michael Zehetner; Inszenierung: Beppo Binder; Ausstattung: Markus Windberger; Choreografie: Michael Kropf

Besetzung: Daniel, der unbekannte Erzengel – Gerald Reiter; Raphael, Erzengel – Florian Resetarits; Gabriel, Erzengel – János Mischuretz; Petrus – Thomas Nestler; Joseph Hope, Vater – Benjamin Plautz; Mary Hope – Gabriele Kridl; Rufus Moneymaker, ein Kapitalist – Artur Ortens; Miss Fortress, Bürovorsteherin – Sylvia Rieser; Trinity Helpful – Valerie Luksch; Lucifer Hellfire, Teufel – Beppo Binder; Little Hellboy, dessen Gehilfin – Christa Ertl; Arthur Applepie – Franz Födinger; Mrs. Unity Helpful, Herbergsmutter – Gabriele Schuchter.

Beppo Binder hat nicht nur ein wunderschönes, kindergerechtes Drehbuch geschrieben, sondern auch eine super Inszenierung auf die Bretter die die Welt bedeuten gestellt. Pavel Singer hat eine schwungvolle ins Ohr gehende Musik komponiert und Markus Windberger lieferte ein aufwendiges fantastisches Bühnenbild.
Eine großartige Leistung brachte nicht nur das Orchester der Bühne Baden iunter der Leitung von Michael Zehetner, sondern auch der Chor und das Ballett der Bühne Baden. Sehr gut gefallen haben auch die Darsteller, die großartiges geleistet haben.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 4. Jänner 2020.

Die Entführung aus dem Serail

Singspiel in drei Aufzügen von Wolfgang Amadeus Mozart.

Libretto von Johann Gottlieb Stephanie der Jüngere, nach dem Libretto von Christoph Friedrich Bretzner zu der Operette Belmont und Constanze oder Die Entführung aus dem Serail. In deutscher Sprache.

Das Osmanische Reich im 18. Jahrhundert: Piraten haben das Schiff des Spaniers Belmonte überfallen und seine Braut Konstanze, ihre englische Zofe Blondie und deren Freund Pedrillo gefangen genommen. Alle drei sind an Bassa Selim als Sklaven verkauft worden und leben nun in dessen Serail in der Türkei.

Bassa Selim bedrängt Konstanze, die seine Annäherungsversuche aber standhaft abwehrt. Seinem Diener Osmin hat er Blondie als Sklavin geschenkt. Pedrillo und Belmonte planen gemeinsam, die Frauen zu entführen. Als dieser Plan missglückt, zeigt sich der Bassa von seiner humanen und toleranten Seite, verzichtet auf Rache und gibt die Gefangenen frei.

Bemerkenswert ist, dass es Mozart in der "Entführung" gelungen ist, eine Einheit von Drama und Musik zu kreieren. Damit hat er für die Oper per se neue Maßstäbe geschaffen, an denen sich kein Geringerer als C. M. von Weber orientierte, dessen "Freischütz" vor 2 Jahren an der Bühne Baden wiederaufgeführt wurde. Der vertrat die Ansichtd, dass "Mozarts Kunsterfahrung in der "Entführung" ihre Reife erlangt hatte und dann nur die Welterfahrung weiter schuf.

Das Stück verfügt als Singspiel über die nötigen komischen und skurrilen Elemente, vor allem im Aufeinanderprallen zwischen westlich geprägter und islamischer Kultur, wie wir das in den hinreißenden komischen Begegnungen des Buffopaars mit dem Palastwächter Osmin erleben. Neben der emotioneln Tiefe der Beziehung zwischen dem lyrischen Paar Konstanze und Belmonte nimmt also die buffoneske Seite einen nicht unwesentlichen Raum der Spielhandlung ein.

Mozarts Musik spielt alle Stückeln und liefert treffliche musikalische Charakterisierung der Hauptfiguren neben der in so einem geographischen Handlungsumfeld natürlich unverzichtbaren "Türkenmusik", die ins Ohr geht.

Mozarts Spieloper war zuletzt 1956 in Baden zu erleben.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Michael Lakner; Ausstattung: Dietmar Solt; Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Konstanze, Geliebte Belmontes – Jay Yang; Belmonte, ein spanischer Adeliger – Matjaž Stopinšek; Blondie, britische Freundin Konstanzes – Juliet Petrus; Pedrillo, Diener Belmontes und Aufseher über die Gärten des Bassas – Ricardo Frenzel Baudisch; Osmin, Aufseher über das Landhaus des Bassas – Krzysztof Borysiewicz; Bassa Selim, ein zum Islam konvertierter spanischer Adeliger – Thomas Weissengruber.

Michael Lakner hat die "Entführung" ganz traditionel ohne modernen Schnick-Schnack inzeniert. Auch die Kostüme sind sehr traditionell. Lediglich die Textfassung des Werks hat er an die sprache und an die Art der Kommunikation angepasst, wie sich Menschen heute unterhalten. Und die nimmt extrem Bedacht auf die Herfkunft der Personen. Fantastisch gelöst!
Genauso fantastisch Bühnenbild, aufwendig aber klar und aufgeräumt entworfen und gebaut.
Ein ganz großes Lob auch an das Orchester der Bühne Baden, dem Chor und dem Ballett.

Und nun zu den Darstellern: Jemand von den sechs hervorzuheben wäre nicht nur unfair, sondern ist auch unmöglich. Alle haben eine so wunderbare Leistung - schauspielerisch wie gesanglich - abegliefert, die das Premierenpublikum zu einem nie enden wollenden Schlussapplaus veranlasste.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 22. November 2019

Natalia Ushakova - Das Galakonzert des Jahres

Arien in der Sommer-Arena

Mit „Arien in der Sommerarena“ präsentiert die Ausnahmesopranistin Natalia Ushakova wiederum ihr einziges Open-Air-Konzert im September 2019 in der Sommerarena Baden.Am 5. September 2019 lädt die Starsopranistin Natalia Ushakova bereits zum vierten Mal zu ihrem einzigartigen Open-Air-Abend in die großartige Kulisse der Sommerarena Baden. Nach den großen Erfolgen in den Vorjahren präsentiert die charismatische Wahlösterreicherin ihr neues Programm. Erleben Sie die beeindruckende Stimmgewalt der charismatischen Starsopranistin in einer einzigartigen Atmosphäre. „Ich freue mich schon sehr auf den Abend in der historischen Open-Air Arena im Herzen von Niederösterreich!“, so Natalia Ushakova.

Natalia Ushakova wird an diesem Abend Leidenschaftliches und Lustvolles aus Oper und Operette zum Besten geben: Die Ausnahmekünstlerin interpretiert die schönsten Werke von Puccini, Verdi, Strauß und Lehar und wird das Publikum mit ihrer atemberaubenden Stimme aufs Neue verzaubern. Begleitet wird die Sopranistin vom Czech Virtuosi Orchestra. Damit ist ein außergewöhnlicher Musikgenuss unter dem Sternenhimmel für Freunde klassischer Musik in einem einzigartigen Ambiente garantiert. Der Pflichttermin für Klassikliebhaber Ende des Sommers.

Bühne Baden - Sommerarena: 5. September 2019, 19:30 Uhr
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Musical-Konzert

Mit den Stars von "Der Kuss der Spinnenfrau"

Die Stars des Musicals „Der Kuss der Spinnenfrau“ – Elisabeth Ebner, Ann Mandrella, Martin Berger und Drew Sarich –  begeisterten die Besucher der Bühne Baden am Donnerstag, 15. August, einen wunderbaren Abend. Unterstützt durch das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Christoph Huber brachten die vier Ausnahmedarsteller bekannte und weniger bekannte Musicalhits auf die Bühne. Einige davon in noch nie gehörter Version. Durch das Programm führte sehr humorvoll Martin Berger.

Wenn Sie auch einen unvergesslichen Abend erleben wollen, haben Sie am 3. September noch die Möglichkeit, bei der zweiten Auflage dieses Konzertes im Stadttheater Baden mit dabei zu sein.

Bühne Baden - Stadttheater: 3. September 2019, 19:30 Uhr

Kuss der Spinnenfrau – Kiss of the Spider Woman

Ein Musical Buch von Terrence McNally nach dem Roman von Manuel Puig Gesangstexte von Fred Ebb, Musik von John Kander, Deutsch von Michael Kunze. Badener Erstaufführung

Der homosexuelle Schaufensterdekorateur Molina sitzt in einer lateinamerikanischen Diktatur in Haft. Sein neuer Zellengenosse ist der Widerstandskämpfer Valentin. Folter und Demütigung bestimmen das Leben im Gefängnis. Molinas Devise zum Überleben lautet, sich eine schöne Scheinwelt herbeizuträumen. Nach anfänglicher Verweigerung lässt Valentin sich darauf ein. Im Mittelpunkt der glamourösen Phantasien steht die verführerische Diva Aurora, die in ihrer Rolle als Spinnenfrau zugleich auch tödliche Macht verkörpert. Ein Stück über den Sieg von Liebe, Würde und Phantasie über Brutalität und Verrat. Die Musik wird dominiert von lateinamerikanischen Rhythmen und konfrontiert den Glamour der filmischen Träume Molinas mit der schmerzvollen Vergegenwärtigung von Angst, Gewalt und Liebessehnsucht.

Kuss der Spinnenfrau gilt neben Cabaret und Chicago als das beeindruckendste Werk des Erfolgsduos John Kander und Fred Ebb. Die Uraufführung erlebte 922 Vorstellungen. 1993 erhielt die Broadway-Produktion sieben Tony Awards, darunter für das beste Musical und die beste Partitur.

Musikalische Leitung: Oliver Ostermann, Inszenierung: Werner Sobotka, Bühnenbild: Karl Fehringer / Judith Leikauf, Kostüme: Friederike Friedrich, Choreografie: Natalie Holtom, Light Design: Michael Grundner.

Besetzung: Molina – Drew Sarich; Valentin – Martin Berger; Aurora, die Spinnenfrau – Ann Mandrella; Molinas Mutter – Andrea Huber; Marta – Elisabeth Ebner; Gefängnisaufseher – Franz Josef Koepp; Esteban, Gefängniswärter – Artur Ortens; Marcos, Gefängniswärter - Tamim Fattal; ai-Beobachter – Beppo Binder.
Gefangene & Ensemble: Gabriel - David Rodriguez; Aurelio - Thiago Fayad; Fuentes - Peter Knauder und Carlo Schiavone.

Die deutschsprachige Erstaufführung fand in der Übersetzung von Michael Kunze am 28. November 1993 im Raimund Theater in Wien statt, mit Yamil Borges als Aurora/Spinnenfrau, Günther Mokesch als Molina und Thorsten Tinney als Valentin. Ich war damals mit dabei und kann daher auch einen - soweit die Erinnerungen reichen - einen kleinen Vergleich anstellen. Und der fällt so aus: Die Badener Produktion ist keinen Deut schlechter, in einigen Passagen für mich sogar noch besser!
Soviel ich weiß, wurde dieses Musical seither nicht mehr in Österreich gespielt.
Der Kuss der Spinnenfrau gehört zu der Musicalrichtung, die Geschichten mit Tiefgang und durchaus auch mit schwerem Inhalt durch die Musik wie in der Oper, die Handlung unterstützt oder sogar noch intesiver gestaltet. Dazu gehört u.a. auch Jesus Christ Superstar, das vor einigen Jahren auch in Baden einen riesen Erfolg verbuchen konnte.
Hier prallt die brutale Realität eines Foltergefängnisses in einem nicht näher definierten südamerikanischen Land, in dem die beiden Hauptdarsteller der grausemen Willkür des politischen Machtapparates eine Diktatur ausgesetzt sind, auf die glitzernde Scheinwelt der Traumfabrik Hollywoods, in der Aurora als Prototyp der glamourösen Filmdiven der 1940er und 1950er Jahre im Mittelpunkt steht.
Gerade diese zwei scheinbar unvereinbaren Pole machen den Reiz der Geschichte aus!

Das Bühnenbild welches durch eine erstklassische Bühnentechnik und ein grandioses Light Design erst so richtig zur Geltung kam ist größtes Lob auszusprechen. Ebenso den Kostümen, erstellt von Friederike Friedrich.
Wie gewohnt erste Sahne auch wieder das Orchester, das Ballett und der Chor der Bühne Baden.

Und die Darsteller? Einfach wunderbar! Mit vollem Einsatz dabei und ihre gesanglichen und schauspielerischen Stärken voll ausspeilend. Allen voran der fantastische Drew Sarich (Molina), seine Ehefrau Ann Mandrella (Aurora, die Spinnenfrau) und natürlich Martin Berger (Valentin).

Die Premiere endete mit extrem langen Standig Ovation (habe ich seit Jesus Crist Superstar nicht mehr so erlebt). Der Vorhang musste fast 10 mal wieder hochgehen.
Ein großer Dank an Michael Lakner (küstlerischer Leiter der Bühne Baden) der dieses Stück nach Baden gebracht hat! Einfach GRANDIOS!

Wenn Sie sich liebe Leser dieses diese Aufführung entgehen lassen - selber schuld - so etwas werden sie so schnell nicht wieder zu sehen und zu höhren bekommen.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 1. September 2019

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Zigeunerliebe

Romantische Operette in drei Akten von Robert Bodanzky und A. M. Willner Musik von Franz Lehár.

Zorikas Verlobung mit dem charmanten, aber sehr seriösen Jonel steht unmittelbar bevor. Doch eigentlich hat es ihr dessen Halbbruder, der verführerische, temperamentvolle Zigeunergeiger Jószi viel eher angetan, mit dem sie sich am liebsten auf und davon machen würde. Ratlos, wie sie sich entscheiden soll, entsinnt sich Zorika des alten Volksglaubens, dass ein Mädchen, das in der Verlobungsnacht Wasser aus dem Fluss Czerna trinkt, die Zukunft voraussehen kann. Sie trinkt von dem Wasser und träumt das Leben, das sie erwartet, wenn sie sich für Jószi entscheidet. Wieder aufgewacht, ist sie froh, nur geträumt zu haben. Sie erkennt ihre wahren Gefühle und weiß, wohin sie gehört: zu Jonel.

Kaum eine Partitur des Komponisten ist klanglich so farbenreich und rhythmisch so vielfältig wie die der Zigeunerliebe.

„Ich bin ein Zigeunerkind“, der Csárdás „Hör’ ich Cymbalklänge“ und „Zorika, Zorika, kehre zurück“ sind nur einige der zündenden Melodien dieser romantischen Operette.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner, Inszenierung: Isabella Fritdum, Ausstattung: Susanne Thomasberger, Choreografie: Guido Markowitz.

Besetzung: Peter Dragotin – Christoph Wagner-Trenkwitz; Jonel Bolescu – Iurie Ciobanu; Kajetán Dimetreanu, Sohn des Bürgermeisters – Dominik Am Zehnhoff-Söns; Jószi, der Spielmann, ein Zigeuner – Vincent Schirrmacher; Moschu, Kammerdiener Dragotins – Florian Stanek; Zorika, Dragotins Tochter – Cornelia Horak; Jolán, Dragotins Nichte – Elisabeth Schwarz; Ilona von Köröshaza, Gutsbesitzerin – Miriam Portmann; Julca, Amme Zorikas – Kerstin Grotrian.

Wie Isabella Fritdum sagte, hat sich nach intensiver Beschäftigung mit dem Werk das Ziel für sie selbst sehr bald konkretisiert. Der Entschluss, den "Zigeuner-Geiger" als Projektionsfläche für alle anderen Figuren zu verwenden, schien ihr ein interessantes Mittel. Er, der Künstler wird von allen verehrt. Seine gelebte Freiheit, sein Temperament und sein egozentrisches Verhalten sind zugleich Bewunderungs- wie Kritikpunkte für seine Umgebunt.

Die Umsetzung des Stoffes mit diesen Gedanken ist Ihr hervorragend gelungen. Dazu kommt das fantastische Ballett der Bühne Baden - das von Aufführung zu Aufführung besser wird - welches Hauptsächlich als "Wassergeister" in Erscheinung tritt. Sie begeistern nicht nur mit herrlichen Tanzeinlagen sondern auch mit den "fließenden Bewegungen" die die Wellen des Flusses darstellen.

Das Bühnenbild, aufgeräumt und nicht überladen - eben an die nicht so große Bühne der Sommerarena angepasst, lässt keine Wünsche offen. Genauso wie die Orchester der Bühne Baden und der Chor, die beide großartiges leisten.

Nun zu den Darstellern. Vorweg, gratulation an Michael Lakner, er hat bei der Auswahl wieder ein goldenes Händchen bewiesen.
Eine Klasse für sich, Vincent Schirrmacher, der 2009 beim Lehar Festival Bad Ischl unter Michael Lakner sein Österreich Debüt feierte. Mit seiner Stimme riss er als der Spielmann-Zigeuner Josi das Publikum von seinen Sitzen. Nicht weniger beeindruckend Cornelia Horak als Zorike und Dominik An Zehnhoff-Söns als Kajetan Dimetrenau.
Aber auch stimmlich überzeugend Miriam Portmann (wie nicht anders zu erwarten) als Gutsbesitzerin Ilona von Köröshaza, sowie Elisabeth Schwarz (Dragotins Nichte Jolàn) und Lurie Ciobanu als Jonel Balescu.
Schauspielerisch beeindruckend Kerstin Grotrian als Zulcsa, die diesmal nur eine Sprachrolle hatte.

Unter den Zahlreichen Ehrengästen der Premiere auch Laneshauptfrau von Niederösterreich Johann Mikl-Leitner

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 31. August 2019

Der Vogelhändler

Operette von Moritz West und Ludwig Held Musik von Carl Zeller.

Die Liebe zwischen der Postbotin Christel und dem Tiroler Vogelhändler Adam wird in Verwicklungen und Komplikationen am Hof des regierenden Fürsten auf die Probe gestellt. Im ständeübergreifenden Verwirrspiel lösen sich am Ende aber alle Herzensangelegenheiten in Wohlgefallen auf. Nicht nur Christel und Adam liegen sich in den Armen, sondern auch der kurfürstliche Wald- und Wildmeister Baron Weps und Baronin Adelaide, die Hofdame der Kurfürstin Marie.

Zu den unterhaltsamen Intrigen passt Zellers melodienreiche Musik – darunter die bekannten Nummern „Ich bin die Christel von der Post“, „Wie mein Ahnl zwanzig Jahr’“, „Mir scheint ich kenn’ dich, spröde Fee“, „Als geblüht der Kirschenbaum“, „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ und "Griaß enk Gott, alle miteinander".

Der außerordentliche Erfolg des Vogelhändlers – er gehört zu den meistgespielten Operetten im Repertoire deutschsprachiger Theater – beruht auch auf der idyllischen Szenerie der Geschichte und der großartigen Bühnenwirksamkeit des Librettos.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik, Inszenierung: Christa Ertl, Bühne: Christof Lerchenmüller, Kostüme: Alexia Redl, Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Adam – Clemens Kerschbaumer; Christel, Postbotin – Ilia Staple; Kurfürstin Marie – Regina Riel; Baronin Adelaide, Hofdame der Kurfürstin – Verena Scheitz; Graf Stanislaus – Matjaž Stopinšek; Baron Weps – Sébastien Soulès; Schneck, Dorfschulze – Franz Födinger; Professor Würmchen – Artur Ortens; Professor Süffle – Beppo Binder.

Einfach Fantastisch!
Endlich einmal wieder eine Operette wie sie sein soll und wie sie das Publikum liebt.
Christa Ertl hat eine klassische Inszenierung ohne Schnörkel und mit Verzicht auf modernes Schnick-Schnack auf die Bühne der Sommerarena Baden gestellt. Dafür ein ganz großes Dankeschön.
Auch das Bühnenbild klar und übersichtlich. Dafür wurde bei den Kostümen keine Kosten und Mühe gescheut und die Darsteller pompös eingekleidet.

Das gesamte Ensemble, das Ballett der Bühne Baden, der Chor und das Orchester bringen eine super Leistung. Und die Hauptdarsteller: Einfach Super!
Allen voran Clemens Kerschbaumer als Adam und Ilia Staple als Christl von der Post. Nicht weniger hervorragend Regina Riel als Kurfürstin Marie, Sébastien Soulès als Baron Weps und Matja Stopinsek als Graf Stanislaus.

Das Premierenpublikum war von der ersten Minute an voll begeistert und spendete massenhaft Applaus. Beim Couplet von Baronin Adelaide (Hofdame der Kurfürstin), bei dem ein Anspielung auf die Ibiza-Affäre eingebaut war, applaudierten und lachten die Zuseher so laut, dass Verena Scheitz (sie spielte die Hofdame) unterbrechen musste und nach einigen Minuten von vorne begann.

Und am Ende gab es minutenlang Standing Ovation.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 25. August 2019

Salon Pitzelberger

Operette in zwei Akten. Musik von Jacques Offenbach; Libretto nach Rémy, L’Epine, Crémieux und Halévy; Textneufassung von Martin Gesslbauer und Robert Kolar. Badener Erstaufführung.

Der neureiche Julius von Pitzelberger hat große Pläne: Er möchte sich mit einem Hauskonzert in die sogenannte bessere Gesellschaft einführen, weshalb er für die Eröffnung seines musikalischen Salons drei berühmte italienische Opernsänger engagiert. Kurz vor dem Ereignis stellt sich heraus, dass nicht nur die drei Künstler, sondern auch fast alle Eingeladenen ihr Erscheinen verweigern.

Doch was tun, wenn eine Absage unmöglich erscheint, da die einzig verbliebenen Gäste eine finanzkräftige Mäzenin und ein prominenter Musikkritiker sind?

Blamable Turbulenzen sind vorprogrammiert, wenn der Hausherr Pitzelberger, seine Nichte und deren heimlicher Geliebter – der mittellose Musikus Casimir – selbst in die Rollen der italienischen Sänger schlüpfen. Komische Situationen und Sprachwitz in Nestroy’schem Stil in Verbindung mit gewohnt beschwingter Musik machen Salon Pitzelberger zu einer der beliebtesten Operetten von Jacques Offenbach.

Musikalische Leitung: Oliver Ostermann, Inszenierung: Karina Fibich, Bühnenbild: Christof Lerchenmüller, Kostüme: Friederike Friedrich, Choreografie: Leonard Prinsloo.

Besetzung: Julius von Pitzelberger, verwitweter Fabrikant – Helmut Wallner; Ernestine von Pitzelberger, seine Nichte und sein Mündel – Alice Waginger; Casimir Canefas, Komponist – Mahdi Niakan; Carl Brösel, Bedienter – Robert Kolar; Marie Besendorfer, Dienstmädchen – Conny Boes; Freifrau Colonia auf und zu Spittelau und Flötz, wohlhabende Witwe – Sylvia Rieser; Oscar Kerber-Ross, Musikkritiker – Jan Walter.

Stadttheater Baden: Premiere 12. April 2019, 19.30 Uhr; Folgevorstellung 13. April 2019, 19.30 Uhr

Show Boat

Musik von Jerome Kern; Buch und Songtexte von Oscar Hammerstein II Nach dem Roman „Show Boat“ von Edna Ferber. Deutsche Fassung von Frank Thannhäuser.

Das 1927 uraufgeführte Musical Show Boat war der Wegbereiter für das Goldene Zeitalter des Broadway-Musicals. Show Boat spielt Ende des 19. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA und deckt nicht nur eine Zeitspanne von 40 Jahren an unterschiedlichen Orten ab. Es thematisiert außerdem ethnische Konflikte, zerbrochene Ehen und Selbstreflexionen über das Theaterleben. Es behandelt sowohl das Leben der armen afroamerikanischen Arbeiter und Arbeiterinnen als auch das der weißen Künstlertruppe auf dem Theaterschiff „Cotton Blossom“.

Im Hintergrund der Liebesgeschichte zwischen dem Theaterkind Magnolia und dem Glücksspieler Ravenal verläuft parallel die Geschichte von Joe und seiner Frau Queenie, die sich in der von Weißen dominierten (Theater-)Welt abschuften.

Joes Lied „Ol’ Man River“ ist ein Evergreen geworden. Von Anfang an war sich die Kritik einig, dass Show Boat ein Meilenstein der Musicalgeschichte ist.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik; Inszenierung: Michael Lakner; Ausstattung: Monika Biegler; Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Kapitän Andy Hawks – Beppo Binder; Parthy Ann Hawks, seine Frau – Uschi Plautz; Magnolia Hawks-Ravenal, beider Tochter – Valerie Luksch; Gaylord Ravenal, ihr Ehemann – Thomas Weinhappel; Joe, Schiffsarbeiter auf dem Show Boat – Zelotes E. Toliver; Queenie, Köchin auf dem Show Boat – Terja Diava; Julie La Verne, Schauspielerin – Jil Clesse; Steve Baker, Schauspieler, ihr Ehemann – Thomas Weissengruber; Ellie May Chipley – Verena Barth-Jurca; Frank Schultz, Schauspieler – Benjamin Plautz; Windy, ein junger Schiffer / Junger Mann mit Gitarre – Nicolas Huart; Sheriff Vallon / Charlie, Portier im Trocadero – Florian Fetterle; Pete, Maschinist / Jake, Pianist im Trocadero – Alexander Donesch; Rubberface / Jim, Eigentümer des Trocadero – Thomas Smolej; Vermieterin / Alte Frau am Pier – Michaela Mock.

Für den Handlungsverlauf dieser Familiensaga ist es wichtig zu wissen, dass 1865 Abraham Lincoln an den Folgen eines auf ihn verübten Attentats in einem Theater verstorben war. Er hatte den Krieg der Nord- gegen die Südstaaten geführt, in dessen Folge nach dem gewaltsamen Tod des Präsidenten und der Niederlage der Südstatten die Sklaverei abgeschafft wurde und den Afroamerikanern dei unumschränkten Bürgerrechte zuerkannt wurden. Doch 25 Jahr später, 1890, als diese Geschichte beginnt, war die schwarze Bevölkerung noch immer zumindest geistig Leibeigene der weißen Mehrheit. In Show Boat werden die Lebensverhältnisse der herrschenden weißen Schicht derer der mehrheitlich in Dienstverhältnissen stehenden schwarzen Bevölkerung gegenübergestellt. Aber: Haben die Weißen Magnolia und Ravenal Hawkes gravierende Eheprobleme, die zur Trennung führen, so ist die Ehe zwischen Joe, dem schwarzen Schiffsarbeiter, und QWueenie, der Köchin auf der Cotton Blossom, trotz aller Hackeleien der beiden im Gegensatz dazu von Bodenhaftung und Stabilität geprägt.

Das schwierige an der Geschichte -- Michael Lakner hat das wunderbar gelöst -- ist, dass sich 37 Jahre Familien- und Weltgeschichte nicht so leicht in ein Musical hineinpacken und auf 3 Stunden komprimnieren lassen. Dem Kennenlernen der beiden Protagonisten (Magnolia Hawkes & Cayörd Ravenal) bis hin zur Eheschließung inklusiver vielen Nebenhandlungen über das Leben auf dem Show Boat wird viel Zeit gewidmet (1,5 Std). Higegen ziehen nach der Pause die Episoden der Weltausstellung, das Trocadero-Intermesso samt Parallelhandlung inm St.-Agatha Stift in atemberaubendem Tempo an uns vorbei. Und dann gibt es noch einen großen zeitlichen Sprung auf das Finale der Geschichte, wo ganze 23 jahre vergangen sind. Jedoch: Dass Magnolia nach so langer Zeit Ravenal verzeiht und ihn wieder bei sich aufnimmt, nachdem er sie 23 Jahre davor sitzengelassen hat, ist sicher dem Publikumsgeschmack geschuldet. Lakner hält das aber für die fantastische Klimax einer fairy tale. Deswegen bleibt in seiner Inszenierung offen, ob die beiden wieder zueinander finden und ihren Lebensabend gemeinsam verbringen werden.

Nicht nur die Inszenierung und das Bühnenbild ist hervorragend gelungen. Auch das Orchester der Bühne Baden, das Ballett und der Chor waren wieder einfach Spitze. Und die Darsteller? Wie nicht anders zu erwarten brachte das gesamte Ensemble eine hochkarätige Leistung auf die Bühne und begeisterte schauspielerisch und natürlich auch stimmlich das Premierenpublikum. Besonders hervorzuheben wäre Zelotes Edmund Toliver (Schiffsarbeiter Joe) der schon seinerzeit in Linz in der gleichen Rolle mit seiner Ausstrahlungskraft und einem unverwechselbaren sonoren Timbre, begeisterte. Thomas Weinhappel als Gaylord Ravenal sorgte wie schon im Zigeunerbaron für stürmischen Applaus. Valerie Luksch verkörperte Magnolia Hawkes-Ravenal wie es nicht besser sein könnte. Beppo Binder und Uschi Plautz (als Ehepaar Hawkes und Eigner der Cotton Blossom) sorgten ebenso wie das Buffopaar (denn Show Boat ist nichts anderes als eine amerikanische Operette) Verena Barth-Jurca als Ellie May Chipley und Benjamin Plautz als Frank Schultz, neben herrlichen Gesangseinlagen, für die komisch-heiteren Momemente.

Kurz gesagt, eine Produktion die man keinesfalls versäumen sollte!

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Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 30. März 2019

Die geschiedene Frau

Operette in drei Akten von Viktor Léon, Musik von Leo Fall.

Die eifersüchtige Jana von Lysseweghe will sich scheiden lassen: Ihr Mann Karel hat unabsichtlich eine Nacht im Schlafcoupé mit der jungen Gonda van der Loo verbracht, der er sein Abteil aus Platznot zur Verfügung gestellt hat. Karel beteuert seine Unschuld. Als aber im Prozess bekannt wird, dass Gonda Anhängerin der freien Liebe ist, glaubt man Karels Verteidigungsversuchen nicht mehr. Die Ehe wird geschieden.

Nach vielen amourösen Verwicklungen, in die auch der Gerichtspräsident Lucas van Deesteldonck und Janas Vater Pieter te Bakkenskjil verstrickt sind, kommt es schlussendlich doch noch zur Wiederversöhnung zwischen Jana und Karel. Die Begriffe „Moral“ und „Freiheit“ werden hier auf den Kopf gestellt.

Leo Falls laszive moderne Operette wurde 1908 uraufgeführt und zuletzt 1910 am Badener Stadttheater gezeigt.

Zu den Schlagern der Operette zählen das Marsch-Quintett „Ich und du und Müllers Kuh“, einer der mitreißendsten Tanzwalzer der Operettenliteratur „Kind, du kannst tanzen“ und das Duett „Man steigt nach“.

Musikalische Leitung: Oliver Ostermann, Inszenierung & Choreografie: Leonard Prinsloo, Bühne: Su Pitzek, Kostüme: Mareile von Stritzky.

Besetzung: Karel von Lysseweghe, Hofsekretär – Matjaž Stopinšek; Jana, seine Frau – Maya Boog; Pieter te Bakkenskjil, ihr Vater – Peter Horak; Gonda van der Loo – Martha Hirschmann; Rechtsanwalt de Leije – Franz Josef Koepp; Lucas van Deesteldonck, Gerichtspräsident – Artur Ortens; Scroop, Schlafwagenconducteur – Robert R. Herzl; Adeline, seine Braut – Gabriele Kridl; Willem Krouwevliet, Fischer – Thomas Malik; Martje, seine Frau – Sylvia Rieser; Ruitersplat, Gerichtsbeisitzer – Florian Resetarits; Dender, Gerichtsbeisitzer – Jan Walter; Professor Wiesum, Sachverständiger – Robert Kolar; Professor Tjonger, Sachverständiger – Robert Sadil.

Leonard Prinsloo ließ die Darsteller mit weißem Gesicht und dunkelroten Lippen auftreten. Dies, um wie er mir sagte, auf den Expressionismus in dem diese "moderne" Operette entstand hinzuweisen.
Übrigens, das Marsch-Quintett "Ich und du und Müllers Kuh" ist als Ersatz für den ursprünglichen Marsch "7 Damen und Gonda" der wegen seines frivolen Textes dem Rotstift zum Opfer fiel.In dieser Fassung darf Gonda nicht direkt zur erotischen Libertinage aufrufen, sondern führt vier Männer als Esel vor, die nach ihrem Takt Polka tanzen ...
Das Duett "Man steigt nach" wurde laut einer Anektode in einer knappen Viertelstunde geschrieben.

Wie vom Badener Theater gewohnt begeisterte das Orchester unter der Leitung von Oliver Ostermann die Premierenbesucher. Das Balett und der Chor der Bühne Baden erbrachten ebenfalls wieder eine tolle Leistung, ebenso wie das gesamte Ensemble durch Gesang, Tanz und Schauspiel.

Fantastisch wie das Fischerpärchen, gespielt von Sylvia Rieser und Thams Malik für holländische Flair und herrliche lustige Einlagen sorgte. Artur Ortens verkörperte den Gerichtspräsidenten super und Robert R. Herzl wuchs wieder einmal über sich hinaus und lieferte eine noch bessere Leistung als bei seinen letzten wunderbaren Auftritten in Baden ab. Peter Horak der für den erst kurz vor der Premiere für den überraschen ausgefallenen Wallner einspringen musste und nach 30 Jahren erstmals wieder in Baden auf der Bühne stand, meisterte die Rolle super.
Auch Martha Hirschmann, die, die ursprünglich für Gonda van der Loo vorgesehene Ilia Staple ersetzte sang, tantze und spielte barvourös, Gratulation.
Die beiden Hauptdarsteller Maya Boog als Jana und Matjaz Stopinsek als Karel von Lyssweghe (Hofsekretär) brillierten auf der Bühne so, wie man es von den beiden Erwartet. Großartig!

Weiter Fotos finden Sie hier:
https://www.facebook.com/gerhardmaly27/media_set?set=a.2246718902271533&type=3

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 22. März 2019

Der Zigeunerbaron

Operette von Johann Strauss, Libretto von Ignatz Schnitzer.

Sándor Barinkay kehrt nach langjährigen Kriegswirren in seine ungarische Heimat zurück. Die Güter seines Vaters hält der Schweinezüchter Zsupán besetzt, der sich davon auch nicht trennen möchte. Barinkay wird von Arsena, der Tochter des Schweinezüchters, zurückgewiesen, denn sie liebt einen anderen.

Die Zigeunerin Czipra erkennt in Barinkay den Sohn des ehemaligen Gutsbesitzers und macht ihn mit den Zigeunern bekannt, die ihn freudig zu ihrem „Zigeunerbaron“ ausrufen. Barinkay verliebt sich in Saffi, die Pflegetochter Czipras, von deren blaublütiger Herkunft er bald erfährt. Barinkay, der sich ihrer nun nicht mehr für würdig hält, lässt sich für den Krieg anwerben. Nach siegreicher Beendigung des Krieges kehrt Barinkay an der Spitze der Husaren zurück. Schließlich kommt die Liebe doch noch zu ihrem Recht …

„Ja, das alles auf Ehr’“, „Schatzwalzer“ oder „Ja, das Schreiben und das Lesen“ sind nur einige der weltbekannten Melodien dieser Operette, die zum Bühnentriumph für den Komponisten wurde.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik, Inszenierung: Volker Wahl / Michaela Ronzoni, Ausstattung: Stefanie Stuhldreier, Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Graf Peter Homonay, Obergespan des Temeser Komitats – Thomas Weinhappel; Conte Carnero, königlicher Kommissär – Thomas Zisterer; Sándor Barinkay – Sebastian Reinthaller; Kálmán Zsupán, ein Schweinezüchter – Sébastien Soulès; Arsena, seine Tochter – Alice Waginger; Mirabella, deren Erzieherin – Regina Schörg; Ottokar, ihr Sohn – Mahdi Niakan; Czipra, Zigeunerin – Bea Robein; Saffi, Zigeunermädchen – Regina Riel; Pali, ein Zigeuner / Eugen, Carneros Assistent – Branimir Agovi.

Das Duo Volker Wahl und Michaela Ronzoni, welche für die Inszenierung verantwortlich zeichnen, sind der Ansicht, dass die Kriegsverherrlichung ab der Einführung der Figur des ungarischen Gouverneurs Homonay Mitte des zweiten Aktes heute einen schwierigen Stand hat. Dem tragen sie insofern Rechnung, in dem sie in Bildern zeigen, dass die Werbung für den Krieg gleichsam ein Werben für den Tod ist. Auch können Texte sie "Du braune Kleine, zier dich nicht, das Küssen ist Husaren Pflicht" die sehr problematisch sind, nicht unkommentiert bleiben.
Auch haben sie versucht die historischen Ungereimtheiten des Originallibretto von Mirabella so zu verändern das historische Fakten dramaturgis logisch werden.

Das Bühnenbild - schlicht und einfach - hat mich sehr angesprochen. Ebenso das Schattentheater, welches während der Ouvertüre die Ereignisse rund um die Schlacht von Belgrad (1717) zeigt. Nachdem Barinkay mit den Zigeunern als Husar in den Krieg gezogen ist, wird im Schattentheater die Kämpfe im Krieg vom Ballett dargestellt.

Das Ballett, das Orchester und ebenso der Chor der Bühne Baden haben wieder eine fantastische Leistung gebracht. Ebenso die Darsteller. Ausnahmslos alle, haben eine fantastische Stimme. Hervor zu heben ist auf jedenfall Sebastian Reinthaller (Sándor Barikay), der nach einer längeren Zeit wieder in Baden auf der Bühne stand, der wie gewohnt mit seiner Stimme brillierte aber auch schauspielerisch top war. Um keinen Deut schlechter, Sébastien Soulès als Schweinzüchter Kálmán Zsupán.
Begeistert war ich auch - wie nicht anders zu erwarten - von Regina Riel die das Zigeunermädchen Saffi überzeugend spielte. Ebenso von Regina Schörg als Mirabella - die Erzieherin von Zsupáns Tocher Arsena - die auch für so manch lustige Einlage sorgte. Und last but not least Bea Robein die als Zeugerin und Seherin Czipra so quasi als "graue" Eminenz den roten Faden spinnt.

Mit einem Wort: Eine wunderbare Aufführung mit teilweise tiefgründigen Gesrpächen und vielen heiteren Szenen.
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Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 31. Jänner 2019

Der Zauberlehrling

Musical frei nach der Ballade von Johann Wolfgang von Goethe Musik: Robert Persché; Text: Robert Persché und Andreas Braunendal. Badener Erstaufführung - geeignet ab 6 Jahren

Auch Zaubern will gelernt sein! – Aber so schwierig kann das doch nicht sein, oder? Das denkt sich zumindest der junge Heliodor, als er beim großen Zaubermeister Ariel in die Lehre geht. Doch bald muss er feststellen, dass dazu mehr gehört als große Sprüche oder Gesten und dass die magischen Schlossbewohner ihm noch mehr Rätsel aufgeben als die kompliziertesten Zaubertricks: Warum zum Beispiel hält Ariels bezaubernde Tochter Laluna so gar nichts von der Zauberkunst? Was hat es beispielsweise mit den drei Zauberbesen Kehrein, Kehraus und Kehrum auf sich? Mit seinem jugendlichen Übereifer und ungeübten Zauberversuchen versetzt Heliodor das bis dahin sehr geordnete Schlossleben ordentlich ins Chaos.

Musikalische Leitung: Michael Zehetner, Inszenierung: Robert Persché, Bühne: Stephan Prattes, Kostüme: Isabel Toccafondi, Choreografie: Michael Kropf, Videoeinspielungen: Andreas Grininger.

Besetzung: Heliodor, Zauberlehrling – Christopher Dederichs; Ariel, der Hexenmeister – János Mischuretz; Laluna, seine Tochter – Ulrike Figgener; Morgana, seine Haushälterin – Sylvia Rieser; Zauberbesen Kehrein / Federkiel / Bürste – Martina Riegler; Zauberbesen Kehraus / Tintenfass / Schwamm – Benjamin Plautz; Zauberbesen Kehrum / Buchhalter / Handtuchhalter – Beppo Binder; Undine, eine Meerjungfrau – Susanna Hirschler.

Robert Persché ist wieder eine wunderschöne, schwungvolle Inszenierung, frei nach der Ballade von Johann Wolfgang von Goethe - Der Zauberlehrling (1797). Auch die herzerfrischende Musik stammt aus seiner Feder und wurde von Christian Seisel wunderbar arrangiert. Auch das herrliche Bühnenbild von Stephan Prattes passt zu diesem abwechslungsreichen Familienmuscal. Ebenso die Kostüme von Isabel Toccdafondi.
Das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Michael Zehetner läuft hier wieder zur Hochform auf und Michael Kropf hat, wie von ihm gewohnt, eine sehr schöne Choreografie erstellt. Die Zaubertricks dit Philipp Tawfik mit den Darstellern einstudierte, werden Jung und Alt begeistern.

Nun zu den Darstellern: Alle, ausgenommen Christopher Dederichs, sind schon mehrmals in Baden zu bewundern gewesen. Dieser, und alle anderen bringen schauspielerisch und gesanglich eine großartige Leistung auf die Bühne. Gratulation!
Eine Produktion, die man auf keinen Fall versäumen sollte!

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 26. Dezember 2018

Fidelio

Große Oper in zwei Aufzügen, Musik von Ludwig van Beethoven. Text nach dem Französischen von Joseph Sonnleithner und Friedrich Treitschke.

Don Pizarro, der mächtige und grausame Gouverneur eines Staatsgefängnisses, hält seinen schärfsten Kritiker Florestan unschuldig gefangen und will ihn ermorden, da er kompromittierende Informationen über Pizarro hat. Florestans Frau Leonore hat sich – als Mann verkleidet – auf die Suche nach Florestan begeben. Unter dem Namen „Fidelio“ lässt sie sich von Rocco, dem Kerkermeister des Staatsgefängnisses, als Schließer anstellen und hofft, ihren Mann unter den Gefangenen zu entdecken. Marzelline, die Tochter Roccos, verliebt sich in „Fidelio“, was wiederum Jaquino, der ebenfalls in Roccos Diensten steht, ein Dorn im Auge ist. Nach dramatischen Ereignissen gelingt es Leonore wirklich, Florestan zu befreien. Der Minister ordnet eine Generalamnestie für alle Staatsgefangenen an.

Fidelio gilt als die Freiheitsoper schlechthin, singt das Hohelied der unverbrüchlichen Gattentreue und -liebe und ist nun nach 96 Jahren wieder in Baden zu erleben. Damals wurde es erstmals in Baden aufgeführt.

Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik, Inszenierung: Michael Lakner, Bühne: Stefan Brandtmayr, Kostüme; Friederike Friedrich, Choreografie: Michael Kropf.

Besetzung: Don Fernando, Minister – Thomas Zisterer;  Don Pizarro, Gouverneur eines Staatsgefängnisses – Sébastien Soulès; Florestan, ein Gefangener – Reinhard Alessandri / Matjaž Stopinšek; Leonore, seine Gemahlin, unter dem Namen „Fidelio“ – Magdalena Renwart; Rocco, Kerkermeister – Erik Rousi; Marzelline, seine Tochter – Claudia Goebl / Sieglinde Feldhofer; Jaquino, Pförtner – Ricardo Frenzel Baudisch; Erster Gefangener – Beppo Binder; Zweiter Gefangener – Philippe Spiegel.

Michael Lakner hat die Idee die heurige Saison unter das Motto "Freiheit und Gefangenschaft zu stellen fasziniert. Da war es für den künstlerischen Leiter der Bühne Baden einfach ein Muss, die Freiheitsoper par excellence auf den Spielplan zu setzen und selbst zu inszenieren. Da sich Fidelio als Spiegelbild der jeweiligen Zeit und deren politischen Verhältnisse eingnet, hat Lakner die Oper in die "Jetztzeit" transveriert. Und das ist im hervorragend gelungen.
Auch das Bühnenbild, das Stefan Brandtmayr nach Ideen von Michael Lakner entworfen hat ist einfach Spitze. Sehr übersichtlich, schlicht und aufgeräumt. Dazu zählt auch die Schwärzung von Texsten gleich zu Beginn. Dies ist ein bestimmendes Dekorationselement. Friderike Friedrich hat die Kostüme fantastisch auf die Inszenierung abgestimmt.
Ebenfalls zu Höchstleistung ist  das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Franz Josef Breznik bei der Premiere aufgelaufen und bescherten den Besuchern ein herrliches Klangerlebnis.

Nun zu den Darstellern. Kurz gesagt, das gesamte Ensemble war super.
Eric Rousi als Rocco strahlte Väterlichkeit und Ruhe aus und war somit der Ruhepol in der Handlung. Claudia Goebl, als seine Tochter Marzeline, war quirlig und sang die schwierigsten Passagen souverän. Großes Lob gehärt auch Magdalena Renwart, die die Leonore herrlich verkörperte und deren Sopran nicht nur Dramatik sondern auch Empfindungstiefe hat. Ebenso Sébastien Soulès, der den korupten Don Pzarro mit herrlicher schauspielerischer Art auf die Bühne brachte und, wie immer, stimmlich begeisterte. Und natürlich auch Reinhard Alessandri als Florestan, der erst im zweiten Akt auftrumpfen durfte.
Richardo Frenzel Baudisch - Jaquino - war wie bei einer richtigen Operette, der quirlige Buffotenor.

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 23. November 2018

Bonnie & Clyde

„Die Welt wird sich an uns erinnern.“

Buch von Ivan Menchell / Liedtexte von Don Black / Musik von Frank Wildhorn. Deutsch von Holger Hauer. Österreichische Erstaufführung.

Einer der berühmtesten Gangsterfilme aller Zeiten, der gleichzeitig den Karrierestart von Faye Dunaway und Warren Beatty einläutete, nun als Musical.

Amerika, Mittlerer Westen, 1930er Jahre: Das Gangsterpärchen Bonnie & Clyde wird während einer Autofahrt von der Polizei erschossen. Das packende Musical erzählt in einer Rückblende von der bedingungslosen Liebe, den großen Lebensträumen und schließlich von der Berühmtheit dieser beiden „Volkshelden“. Die Sehnsucht, der Armut zu entkommen und ein aufregendes Leben zu führen, bringt Bonnie & Clyde auf kriminelle Abwege. Zahlreiche Morde und Überfälle sowie ein Leben auf der Flucht vor den Gesetzeshütern bilden die traurige Bilanz ihrer gemeinsamen Zeit. Die Nachwelt verbindet mit Bonnie & Clyde trotz allem große Romantik und Liebe bis in den frühen Tod.

Das Musical, zum ersten Mal in Österreich zu erleben, kombiniert Elemente aus Gospel, Rockabilly und Blues zu einer mitreißenden musikalischen Melange, welche die actionreiche Handlung perfekt unterstreicht.

Musikalische Leitung Michael Zehetner; Inszenierung & Choreografie Leonard Prinsloo, Ausstattung Monika Biegler.

Bonnie Parker – Dorina Garuci; Clyde Barrow – N.N.; Blanche Barrow – Michaela Christl; Priester – Martin Berger; Marvin „Buck“ Barrow – Reinwald Kranner; Gouverneur Miriam Ferguson – Shlomit Butbul; Sheriff Schmid – Alexander T.T. Mueller; Ted Hinton – Artur Ortens; Henry Barrow – Franz Josef Koepp; Captain Frank Hamer – Beppo Binder; Bob Alcorn – Florian Resetarits u.v.a.

Die deutschsprachige ERstaufrführung fand 2014 am Theater Bielefeld statt. Leonard Prinsloo hat 2016 eine Aufführung in Prag gesehen und war von dem Stück so begeistert, dass er Michael Lakner den Vorschlag machte, Bonnie & Cliyde als Österreichische Erstaufführung in Baden stattfinden zu lassen!
Hier in Baden, konnte mit ausdrücklicher Zustimmung des Komponisten Frank Wildhorn, eine musikalische Umsetzung durch das Orchester der Bühne Baden präsentiert werden, denn in der ursprünglichen Version ist eine Band vorgesehen.

Dies ist wirklich fantastisch gelungen. Ebenso die gesamte Inseznierung - sehr schwungvoll und teilweise zum Nachdenken anregend - und auch das herrliche minimalistische Bühnenbild, welches kurze Szenen, viele Schnitte und zahlreiche Ortswechsel ermöglicht. Unterstütztdurch durch herrliche Projektionen, erstellt von Aron Kitzig.

Nun zum Ensemble, Orchester, Chor und Ballett der Bühne Baden: Hier gibt es einfach nicht´s zu meckern. Sie bilden einfach eine wunderbare Symbiose und vollbringen Höchstleistungen.
Star des Abends sind - wie nicht anders zu erwarten - Dorina Garuci, Mark Seibert, Michaela Christl und Reinwald Kranner.
Aber auch alle anderen Darsteller haben eine wunderbare Gesangsstimme und eine tolle schauspielerische Leistung. Wie z.B. Artur Ortens, Franz Josef Koepp, Gabriele Kridl u.s.w.

Mit dieser Produktion ist der Bühne Baden wieder ein ganz großer Wurf gelungen. Einfach großartig! Man kann nur gratulieren!
Dies haben die Premierengäste auch mit 10minütigen Standig Ovation gutiert.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 7. September 2018

Die lustige Witwe

Lippen schweigen, 's flüstern Geigen

Operette in 3 Akten (teilweise nach einer fremden Grundidee) von Victor Léon und Leo Stein. Musik von Franz Lehár. Zum 70. Todestag Franz Lehárs spielt die Bühne Baden sein Opus Magnum.

Der pontevedrinische Gesandte in Paris, Baron Mirko Zeta, erwartet die millionenschwere Witwe Hanna Glawari. Die Witwe soll einen pontevedrinischen Landsmann ehelichen, um den Bankrott ihres Landes abzuwenden. Die Wahl Baron Zetas fällt auf Graf Danilo. Als Danilo in der Witwe seine Jugendliebe wiedererkennt, die er einst aus Standesgründen nicht heiraten durfte, nimmt er Abstand von seinem Auftrag. In Hanna flammt die alte Liebe zu Danilo wieder auf. Sie will seine Zurückhaltung brechen, indem sie ihre Verlobung mit Camille de Rossillon verkündet. Danilo reagiert mit Eifersucht. Unterdessen hat Baron Zeta beschlossen, sich scheiden zu lassen und aus patriotischer Pflicht Hanna zu heiraten. Doch als er erfährt, dass diese im Falle einer Wiederverheiratung ihr Vermögen verliert, zieht er seinen Antrag zurück. Danilo wittert seine Chance: Um eine arme Hanna darf er werben. Danilo gesteht Hanna nun endlich seine Liebe, worauf Hanna erklärt, dass ihre Millionen bei einer Heirat in den Besitz ihres Mannes übergehen.

Musikalische Leitung Franz Josef Breznik, Inszenierung Michael Schilhan, Ausstattung Alexia Redl, Choreografie Leonard Prinsloo.

Hanna Glawari – Maya Boog, Graf Danilo Danilowitsch – Reinhard Alessandri, Baron Mirko Zeta – Wolfgang Gerold, Valencienne, seine Frau – Martha Hirschmann, Camille de Rossillon – Gustavo Quaresma, Njegus – Janos Mischuretz, Kromov – Paul Schmitzberger, Olga, seine Frau – Michaela Mock, Vicomte Cascada – Thomas Zisterer, Raoul de St. Brioche – Beppo Binder.

Die beiden Hauptdarsteller, Maya Boot und Reinhard Alessandri waren wie immer fantatisch. Obwohl Maya Boog streckenweise eher den Eindruck einer traurige als lustige Witwe machte, war die schauspielerische und gesangliche Leistung super.
Aber auch die Mezzosopranistin Martha Hirschmann - erstmalig in Baden zu sehen - gefiel ebenso wie Gustavo Quaresma.
Eine glanzvolle Leistung brachte auch wieder das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Franz Josef Breznik. Und nicht zu vergessen, das von Michael Kropf geleitet Ballett der Bühne Baden!

Sommerarena Baden:  letzte Aufführung 2. September 2018

Der Bettelstudent

„Der Polin Reiz ist unerreicht.“

Operette in drei Akten von Friedrich Zell und Richard Genée. Musik von Carl Millöcker.

Die polnische Komtesse Laura Nowalska hat dem sächsischen Gouverneur von Krakau, Oberst Ollendorf, einen Schlag mit dem Fächer erteilt, nachdem er sie auf die Schulter geküsst hat. Der Oberst sinnt auf Rache. Lauras Mutter will ihre Tochter nur einem reichen Fürsten zur Frau geben, denn sie sind zwar fürstlichen Geblüts, aber bankrott. Ollendorf schmiedet einen Plan.

Er holt aus dem Krakauer Kerker zwei inhaftierte Studenten. Symon soll als Fürst Wybicki um Laura werben, Jan seinen Sekretär mimen. Symon und Laura verlieben sich ineinander. Jan, in Wahrheit ein polnischer Offizier, der mit seinen Kameraden der Sachsenherrschaft ein Ende setzen möchte, verliebt sich in Lauras Schwester. Die Hochzeit Symons und Lauras wird gefeiert, für Ollendorf der vermeintliche Augenblick der Rache, denn er lässt zerlumpte Gefangene antreten, damit diese ihren Mithäftling Symon höhnisch begrüßen. Der Skandal ist groß, doch für die Liebenden wendet sich alles zum Guten.

Melodien wie „Ach, ich hab' sie ja nur auf die Schulter geküsst“, „Ich setz' den Fall“ und „Ich knüpfte manche zarte Bande“ machen dieses Werk der Goldenen Operettenära zum Evergreen.

Musikalische Leitung Oliver Ostermann; Inszenierung Isabella Gregor; Ausstattung Dietmar Solt; Choreografie Michael Kropf.

Palmatica, Gräfin Nowalska – Sylvia Rieser; Laura, ihre Tochter – Regina Riel; Bronislawa, ihre Tochter – Ilia Staple; Symon Rymanowicz – Matjaž Stopinšek; Jan Janicki – Ricardo Frenzel-Baudisch; Oberst Ollendorf – Jochen Schmeckenbecher; Major Wangenheim – Anton Graner; Rittmeister Henrici  – Sebastian Huppmann; Leutnant Schweinitz – Michael Fischer; Kornett Richthofen – N.N.; Puffke / Wirt – Justus Seeger; Enterich – Robert R. Herzl u.a.

Isabella Gregor hat den Spagat zwischen Tradition und moderne Inszenierung hervoragend geschafft. Der Badener Bettelstudent ist eine wunderbare schwungvolle Inszenierung mit fantastischen Darstellern.
Herrlich das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Oliver Ostermann und auch das Ballett, das Michael Kropf zur Höchstleistung brachte

Nun aber zu den Darstellern. Seit langem ist bekannt dass Sylvia Rieser (Gräfin Nowalska), Regina Riel (Laura), Ilia Staple (Bronislava) und Matjaz Stopinsek (Jan Janicki) hervorragende Leistung bei Gesang und auch Schauspielerisch bringeb.Aber auch Richardo Fenzel Baudisch, der erstmals in Baden auf der Bühne stand, hat sehr gut gefallen.Robert R. Herzl als Enterich hat mir noch nie so gut gefallen.Er hat in den letzten zwei Jahren seit ich ihn nichtmehr gesehen habe undheimlich viel dazu gelernt und hat mich sehr begeistert.

Sommerarena Baden: letzte Vorstellung 31. August 2018.

Eine Frau, die weiß was sie will - MANON

Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben!

Musikalische Komödie in zwei Akten nach Verneuil. Buch von Alfred Grünwald (in der Textbearbeitung von Leonard Steckel). Musik von Oscar Straus. Badener Erstaufführung. Eine tour de force für alle Mitwirkenden, da sie in verschiedene Rollen schlüpfen müssen.

Glamour-Queen Manon Cavallini ist eine von allen Männern umschwärmte Operettendiva. Auch Raoul Severac ist ihr erlegen – sehr zum Unmut der jungen Lucy, die Hals über Kopf in den schmucken Junggesellen verliebt ist. Daher bittet sie Manon, auf Raoul zu verzichten und ihn ihr zu überlassen. Was sie nicht weiß: Manon ist ihre Mutter!

Äußerst verzwickte Familienverhältnisse brodeln also hinter den Kulissen des glitzernden Operettenbetriebes! Oscar Straus bedient sich in dieser Operette des Musikgeschmacks der ausgehenden 1920er Jahre und räumt dem Chanson einen wesentlichen Platz ein.

Musikalische Leitung Oliver Ostermann, Inszenierung Alexander Kuchinka, Bühnenbild Christof Lerchenmüller, Kostüme Friederike Friedrich, Choreografie Leonard Prinsloo.

Manon / Paillard / Fernand – Miriam Portmann, Raoul / Trapu / Lessac – Matjaž Stopinšek, Lucy / Tremoulard – Sylvia Rieser, Honoratioren / Kleinbedienstete – Beppo Binder, Dienstpersonal – Georg Wacks.

Stadttheater Baden: Premiere 20. April 2018, 19.30 Uhr, weitere Aufführung 21. April 2018

Ein Käfig voller Narren

La Cage Aux Folles

Musik und Gesangstexte von Jerry Herman, Buch von Harvey Fierstein nach dem Stück La Cage Aux Folles von Jean Poiret. Deutsch von Erka Gesell, Christian Severin. Badener Erstaufführung. Der gleichnamige Film mit Michel Serrault und Ugo Tognazzi wurde zum Welterfolg.

Georges, Besitzer und Conférencier des Travestie-Clubs La Cage Aux Folles in Saint-Tropez und Albin, der gefeierte Star der glitzernden Shows, der als „Zaza“ das Publikum begeistert, sind seit vielen Jahren ein Paar. Gemeinsam haben sie Georges' Sohn Jean-Michel großgezogen. Eines Tages verkündet Jean-Michel, dass er heiraten möchte: ausgerechnet Anne, die Tochter eines stockkonservativen Politikers. Dieser möchte auch sogleich die Eltern des zukünftigen Schwiegersohnes kennenlernen. Georges sieht sich vor die Aufgabe gestellt, auf schnellstem Wege ein bürgerlich-konservatives privates Umfeld für den Besuch zu schaffen. Außerdem muss noch ein grundsätzliches Problem gelöst werden: Woher eine „Mutter“ nehmen? Nach großen Wirren und viel Komik kündigt sich ein Happy End an: Anne bekennt sich unabhängig von allen unkonventionellen familiären Umständen zu ihrem Verlobten.

Musikalische Leitung Michael Zehetner, Inszenierung & Choreografie Leonard Prinsloo, Ausstattung Monika Biegler.

Albin – René Rumpold, Georges – Matthias Schuppli, Jean-Michel – Benjamin Plautz, Anne Dindon – Beate Korntner, Edouard Dindon – Franz Josef Koepp, Marie Dindon – Michaela Mock, Jacob, Butler – Stefan Konrad, Francis, Bühnenmanager – Richard Schmetterer, Jacqueline – Gabriele Kridl, Cagelles – Kilian Berger, Victoria Demuth, Nicolas Huart, Clara Montocchio, Artur Ortens, Rico Salathe, Ilvy Schultschik, Kevin Gordon Valentine.

Nach einem etwas langatmigem Beginn, den man meiner Meinung nach um mindesten die Hälte hätte kürzen können, hat Leonard Prinsloo ein fantastisch, schwungvolles Musical inszeniert. Manchmal war zwar noch etwas zu viel  Gewusel - wenn Ensemble, Ballett und Chor gleichzeit auftrat - auf der nicht allzu großen Bühne in Baden.
Aber sonst gefiel es nicht nur mir, sonder auch dem Premierenpublikum das begeisterten Applaus spendete.

Sehr gut neben dem Orchster unter der Leitung von Michael Zehetner und dem Ballett, vor allem Michael Plautz und Ulrike Figgener - die wir schon bei "Aladin" in Baden bewundern konnten. Aber auch Stefan Konrad als Butler Jakob.

Eine Klasse für sich Matthias Schuppli als schwuler Nachtclubbesitzer George und sein "Geliebter" René Rumpold der sowohl Albin wie auch Zaza verkörperte.
Mit dieser Doppelrolle hat Rumpold Theatergeschichte geschrieben - als erster Künstler, der beide Rollen interpretiert: 2018/19 im Sprechstück von Jean Poiret und jetzt im Musical von Jerry Herman.

Sie sollten diesen weiteren Geniestreich von Intendant Michael Lakner nicht versäumen. Noch schnell eine der wenigen Restkarten sichern!

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 25. März 2018

Maske in Blau

Große Operette in sechs Bildern. Buch von Heinz Hentschke. Gesangstexte von Günther Schwenn. Musik von Fred Raymond.

Eine geheimnisvolle Unbekannte hat Armando Cellini für sein Porträt Maske in Blau Modell gesessen und versprochen, in einem Jahr zurückzukehren und ihre Identität preiszugeben.

Als Erkennungszeichen hat Armando ihr einen Ring geschenkt. Der große Jahrestag kommt, und die reiche argentinische Plantagenbesitzerin Evelyn Valera trifft im Grand Hotel ein: Sofort funkt es zwischen dem Maler und der mondänen Madame. Pedro dal Vegas, der Evelyn heiraten möchte, spinnt eine Intrige: Er stiehlt Evelyn den Ring und gibt ihn Armando zurück. Dieser fühlt sich betrogen und löst die Verbindung zu Evelyn, die nach Argentinien zurückkehrt.

Nach einer atemlosen Reise um den halben Erdball klärt sich alles auf: Pedro dal Vegas wird als Mitgiftjäger entlarvt und einer Verlobung der Liebenden steht nichts mehr im Wege…

Die Soubrettenpartie der Juliska wurde im Film von 1953 von dem ungarischen Temperamentsbündel Marika Rökk verkörpert. Caroline Frank tritt in Thomas Enzingers musicalhafter Umsetzung der Operette in die Fußstapfen ihrer Kollegin.

Musikalische Leitung Oliver Ostermann, Inszenierung Thomas Enzinger, Ausstattung Toto, Choreografie Alexander Grünwald.

Armando Cellini, Maler – Jevgenij Taruntsov, Evelyn Valera, Plantagenbesitzerin – Maya Boog, Franz Kilian – Jens Janke, Josef Fraunhofer – Uli Scherbel, Juliska Varady – Caroline Frank, Pedro dal Vegas – Stephan Paryla-Raky, Gonzala – Uschi Plautz.

Gratulation! Wieder ist ein herrlicher Geniestreich gelungen! Nicht nur das Thomas Enzinger eine schwungvolle und entstaubte Inszenierung nach Baden brachte, hat Toto eine wunderschöne Ausstattung kreiert.
Fantastisch auch das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Oliver Ostermann, die viel zu dem jazzigen Schwung beitrug.

Nun zu den Darstellern. Dass Jevgenij Taruntsov und Maya Boog fantastische Stimmen und hohes schauspielerisches Talent haben, haben sie bereits im Sommer in Baden bewiesen.
Aber mit den erstmals auf der Badener Bühne stehenden Jens Janke, Uli Scherbel und Caroline Frank und Roberto Brenno Martinelle - allesamt Musicaldarsteller - ist Michael Lakner ein ganz großer Wurf gelungen.
Stimmlich, tänzerisch und schauspielerisch erste Sahne!
Aber auch Uschi Plautz und die Stepptänzer und -tänzerinnen Nic Ineson, Nina Tatzber und Berndette Fröhlich begeisterten ebenso wie das Ballet der Bühne Baden.

Eine ganz große Produktion, welche das Premierenpublikum auch mit frenetischem Applaus würdigte.

Stadttheater Baden: letzte Vorstellung 18. März 2018

Die Kaiserin – Fürstenliebe

Was ich will, das will ich richtig

Operette in drei Akten nach Franz Schönthans Lustspiel Maria Theresia. Buch von Julius Brammer und Alfred Grünwald, Musik von Leo Fall. Badener Erstaufführung

Pünktlich zum 300. Geburtstag der Habsburger-Ikone bringt die Bühne Baden die Erstaufführung von Die Kaiserin, die vor 102 Jahren in Berlin ihre Uraufführung mit der unumstrittenen Diva der Operette, Fritzi Massary, feierte.

Die noch ungekrönte, liebenswert-eigensinnige Prinzessin Maria Theresia darf nach etlichen Querelen zwischen ihrer Hofdame Gräfin Fuchs und Graf Kaunitz ihren Franz Stephan von Lothringen heiraten. Als junge Kaiserin bereitet „die blonde Theres“ ihrem „Franzl“ allerdings so manchen Kummer, so zum Beispiel, wenn sie zu Hause den gleichen Gehorsam erwartet wie von ihren Diplomaten. Mit Hilfe der lebenslustigen, aus Paris angereisten Prinzessin Adelgunde, von allen nur Bichette genannt, wird der Haussegen in den kaiserlichen Privatgemächern schließlich wiederhergestellt. Bichette entdeckt ganz nebenbei den Charme des „echten Wiener Edelknaben“ Graf Cobenzl, mit dem sie heimlich den Wäschermädelball besucht. Cobenzl erhält von der Kaiserin auch prompt die „Strafversetzung“ nach Paris, denn am Wiener Hof hält man noch streng auf Anstand und Sitte!

Mitreißende Polkas, sinnliche Walzer, zündende Märsche, ins Ohr gehende Volkslieder und höfische Musik machen diese Meisteroperette Falls zu einem mit Ohrwürmern gespickten Juwel der Musikgeschichte.

Musikalische Leitung Franz Josef Breznik, Inszenierung & Choreografie Leonard Prinsloo, Bühnenbild Su Pitzek, Kostüme Devi Saha.

Die Kaiserin – Miriam Portmann, Der Gemahl der Kaiserin – Reinhard Alessandri, Prinzessin Adelgunde, genannt Bichette – Verena Barth-Jurca, Graf Kaunitz – Christoph Wagner-Trenkwitz / Thomas Weißengruber, Gräfin Fuchs – Eva Maria Marold, Graf Pepi Cobenzl – Thomas Zisterer, Der Gesandte in Gelb – Beppo Binder, Der Gesandte in Rot – Daniel Ferlin, Der Gesandte in Grün – Sebastian Huppmann, Graf Khevenhüller – Georg Lehner, Fritz von der Heide, ein Kurier – Michael Fischer, Dr. van Swieten – Robert Kolar, Kleespitz, Kammerheizer – Robert Sadil.

Zuerst mal Gratulation an den künstlerischen Leiter Michael Lakner, der einen frischen Wind in die Bühne Baden gebracht hat und der Leonard Prinsloo als Regisseur nach Baden geholt hat. Ihm ist es gelungen, eine super fantastische Inszenierung auf die Bretter zu stellen. Genau so fantastisch das Bühnenbild von Su Pitzek und die Kostüme von Devi Saha.

Aber was wäre das alles ohne einem begeisterten und hoch motiviertem Ensemble, Orchester, Ballett und Chor. Alle einfach spitze.
Eine Klasse für sich Miriam Portmann, die Die Kaiserin herrlich verkörperte. Ebenso Reinhard Alessandri, als der etwas "unterdrückte" Gemahl der sich dem Willen der Gattin unterordnen muss.
Für die komische bzw. lustige Komponente sorgte Verena Barth-Jurca als Bichette und Thomas Zisterer als Graf Pepi Cobenzl.
Ebenfalls sehr hohes Nivau  von Eva Maria Marold als Gräfin Fuchs und Christoph Wagner-Trenkwitz als Graf Kaunitz.

Eine Aufführung, die Sie nicht versäumen sollten und die das Premierenpublikum zu begeisterungs Stürmen hinriss.

Stadttheater Baden: letzte Aufführung 1. Februar 2018

Spielzeitmotto 2024/25

Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne

Michael Lakner – Künstlerischer Leiter der Bühne Baden – präsentierte im Max-Reinhardt-Foyer das Spielzeitprogramm 2024/25. Leider sein letztes!

Das Saisonmotto ist diesmal ein sehr persönliches: UND JEDEM ENDE WOHNT EIN ANFANG INNE. Denn er wird am 13. September 2025 mit einem großen Festkonzert im Stadttheater seine Laufbahn als Kulturmanager beenden und sich in den Ruhestand begeben. Aber diesem Ende wohnt eben insofern ein Anfang inne, als er auch in der Pension fallweise freiberuflich als Regisseur, Moderator und Pianist tätig sein wird – wenn auch nicht mehr als Hamster im Laufrad, sondern gezielt für Projekte, die ihm ein Anliegen sind und die ihm Freude bereiten.

Acht brandneue Produktionen – darunter die Badener Erstaufführungen von SOUTH PACIFIC und CHESS sowie ein Ballettabend (die Badener Erstaufführung von Prokofievs ROMEO UND JULIA, der von der Ballettchefin Anna Vita ausgerichtet wird) stehen ins Haus. Daneben bereichern viele Konzerte mit Stars der klassischen Kulturszene und zahlreiche Kleinkunstveranstaltungen im wunderschönen Max-Reinhardt-Foyer einen üppigen Spielplan.

Das Angebot für das junge Publikum und somit heranwachsende Theaterbegeisterte nimmt sowieso wieder einen breiten Raum in der Produktpalette ein.

O-Ton Michael Lakner: „Ich möchte mich an dieser Stelle bei Ihnen allen für Ihre Treue zur und Fairness in der Berichterstattung über die Bühne Baden bedanken. Ohne Sie alle könnten wir unser Angebot nicht in der gebotenen Weise an unsere Klientel herantragen. Wir wünschen unseren Gästen viele unvergessliche Momente gehobener Unterhaltungskunst an der Bühne Baden.“

Andreas Gergen wird neuer Künstlerischer Leiter der Bühne Baden

Die Entscheidung über die Neubestellung des Künstlerischen Leiters an der Bühne Baden ab der Saison 2025/26 ist gefallen!

Die BÜHNE BADEN freut sich, nach einem mehr als einjährigen Findungsprozess den neuen Künstlerischen Leiter der BÜHNE BADEN ab der Saison 2025/26 bekannt geben zu dürfen.

Mit 1. September 2025 tritt Andreas Gergen das Amt des Künstlerischen Leiters an der Bühne Baden an. Sein Vertrag ist auf 5 Jahre befristet, mit der Option der Verlängerung. Er konnte sich mit seinem Konzept gegenüber 36 weiteren Bewerber behaupten und die Jury beeindrucken.

Andreas Gergen ist einer der renommiertesten Regisseure des deutschsprachigen Musiktheaters und verfügt über ein breit gefächertes Netzwerk innerhalb der deutschsprachigen und internationalen Theater- und Musicalszene.

Andreas Gergen wurde in Saarlouis geboren. Nach seinem Studium an der Hochschule der Künste Berlin, das er mit Auszeichnung abschloss, war er zunächst als Schauspieler auf den Bühnen Berlins und vor der Kamera tätig. Parallel gründete er seine eigene Firma, die sich zum Ziel setzte, Theaterstücke und Musicals zu produzieren und zu inszenieren. Es entstanden Regie-Arbeiten in Berlin, Wien und Basel.

Seit seiner Tätigkeit als Operndirektor am Salzburger Landestheater (2011-2017) hat er seine Kontakte auch im klassischen Bereich (Oper und Operette) ausgebaut. Als Spezialist für Uraufführungen arbeitet er regelmäßig mit internationalen Kreativen (Komponisten, Autoren, Regisseuren, Choreografen, Bühnenbildnern, Kostümbildnern, Lichtdesignern) zusammen. Er inszenierte über 100 Opern, Operetten, Schauspiele und Musicals und hat sich damit einen Namen als überregional gefragter Regisseur erarbeitet. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen „I Am From Austria“ für die Vereinigten Bühnen Wien (Raimund Theater), „La Traviata“ und „La Bohème“ im Haus für Mozart (Salzburg), „Carmen“ in der Felsenreitschule (Salzburg), „Die Fledermaus“ am Opernhaus Nizza und „Roxy und ihr Wunderteam“ an der Volksoper Wien. Zuletzt feierte er mit dem Falco-Musical „Rock Me Amadeus“ für die Vereinigten Bühnen Wien (Ronacher) Erfolge.

Mit der Neubestellung von Andreas Gergen ab September 2025 soll der so erfolgreiche Weg der Etablierung und Ausbau des musikalischen Unterhaltungstheaters an der Bühne Baden mit den Hauptsparten Operette und Musical auf höchstem Niveau sowie der Kooperation mit dem Landestheater Niederösterreich am Schauspielsektor fortgesetzt werden.

Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau des Landes Niederösterreich:„Mit Andreas Gergen wird einer der erfolgreichsten Operetten- und Musicalregisseure den wichtigsten Musiktheaterstandort Niederösterreichs in eine erfolgreiche Zukunft führen. Wir heißen ihn herzlich willkommen im Kunst- und Kulturland Niederösterreich und wünschen ihm hier alles Gute.“

Andreas Gergen:„Voller Vorfreude blicke ich meiner künftigen Aufgabe als Künstlerischer Leiter der Bühne Baden entgegen. Ich freue mich, an diesem wunderschönen und traditionsreichen Theater mit seinen verschiedenen Spielstätten eine neue künstlerische Heimat sowie einen Ort gefunden zu haben, an dem ich ab der Spielzeit 2025/26 meine Visionen von anspruchsvollem musikalischen Unterhaltungstheater in die Tat umsetzen darf.

Mein Ziel ist klar gesetzt: Ich möchte mit überraschenden und inspirierenden Konzepten sowohl im Genre „Operette“ als auch im „Musical“ dem Publikum unvergessliche Theatererlebnisse bereiten – emotional und von heutiger Relevanz. Theater ist ein „Kraftwerk der Gefühle“!

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Team der Bühne Baden und kann es kaum erwarten, das Publikum ab September 2025 als Künstlerischer Leiter an der Bühne Baden begrüßen zu dürfen."

Spielzeitmotto 2023/24

Andere Länder, andere Sitten

Nun, da ich mich auf Ersuchen der NÖKU dazu bereit erklärt habe, der Bühne Baden eine weitere Saison vorzustehen, ist es mir eine besondere Freude, mit gerade dieser nunmehr vorletzten Spielzeit gleichsam ein Bekenntnis zur Neugier auf fremde Kulturen und fremde Länder abzugeben: Lange schon hat mich der Gedanke bewegt, das Motto ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN umzusetzen. Ich habe bereits als junger Mann durch meine damalige pianistische Konzerttätigkeit das Privileg genossen, viele europäische und außereuropäische Länder zu besuchen und dort zu konzertieren, also auch noch Geld zu verdienen bei diesen meinen Horizont und meine Bildung enorm bereichernden Auslandsaufenthalten. Ich war immer ein glühender Globetrotter, der es als beglückend empfand, bei Familien oder Freunden in fremden Ländern leben zu dürfen und etwas von ihren Werten und ihrem Verständnis des Zusammenlebens mitzubekommen. Auf unserer Reise werden wir aber auch Österreichs Idiosynkrasien und seine Modalitäten des Umgangs nicht außer Acht lassen, sei es zur Zeit des Wiener Kongresses oder in meiner für die Bühne Baden eingerichteten FAIR LADY, die bei mir in Baden spielt und all die wunderbaren Schauplätze dieser Stadt miteinbezieht. Es ist gedacht als eine Verbeugung vor der Stadt, in der ich arbeite – wie schon voriges Jahr bei der FLEDERMAUS, nur in anderem Kontext. Dass aber die Gebräuche Amerikas, Deutschlands, Englands zu Zeiten König Artus‘, Frankreichs, des antiken Griechenland, Großbritanniens und Ungarns ebenfalls zur Schau gestellt werden, liegt auf der Hand.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude bei unseren Expeditionen und „clear sailling“.
Stets in theatralischer Verbundenheit Ihr
Michael Lakner
Künstlerischer Leiter der Bühne Baden